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Landesgeschichte


Übersichtskarte von Afghanistan

In der Antike wurde Afghanistan mehrmals von asiatischen Reitervölkern überflutet. Es unterstand wechselnden Mächten: Persien, Baktrien und Indien. Im 10.-12. Jahrhundert entstand erstmalig ein eigener Staat unter den Ghaznaviden und den Ghuriden, der im 13./14. Jahrhundert von Tschingis Chan und Timur verheert wurde.

Die nationale Geschichte beginnt mit der Durrani-Dynastie, deren Gründer Ahmed Schah sich 1747 in Kandahar zum Emir der Afghanen ausrufen ließ. Nach dem Tod seines Sohnes Timur Schah (1773-1793) verfiel der Staat wieder und wurde erst im 19. Jahrhundert durch die aus der Sippe der Barakzai stammenden Herrscher (Dost Mohammed, Schir Ali, Abd ur-Rahman, Habib Ullah) stabilisiert. Auf dem Höhepunkt des europäischen Imperialismus wurde Afghanistan nach zwei Kriegen gegen Großbritannien (1838-1842 und 1878-1881) zum Pufferstaat zwischen Russland und Britisch-Indien. In den beiden Weltkriegen blieb Afghanistan neutral.

1921 gelang es Emir Aman Ullah (1919-1929, seit 1926 König), die volle Unabhängigkeit des Landes durchzusetzen. Seine Bemühungen um innere Reformen stießen jedoch auf starken Widerstand, der zu seinem Sturz führte. 1964 erhielt Afghanistan eine relativ moderne Verfassung. Der letzte König, Mohammed Zahir Schah, wurde 1973 von seinem Vetter Mohammed Daud Khan gestürzt. Dieser proklamierte die Republik, machte sich zum Präsidenten und regierte diktatorisch.

1978 kam durch Putsch die kommunistische "Demokratische Volkspartei" unter M. N. Taraki an die Macht. Sie leitete eine radikale Umgestaltung der traditionellen Gesellschaftsstruktur ein. Dagegen erhob sich Widerstand aus der islamisch-traditionalistisch orientierten Bevölkerung, der in einen bewaffneten Aufstand überging. In der Partei kam es zu undurchsichtigen Machtkämpfen. Im September 1979 wurde Taraki gestürzt und ermordet. Im Dezember 1979 wurde sein Nachfolger H. Amin "hingerichtet". Neuer Partei- und Staatschef wurde B. Karmal. Gleichzeitig marschierten, angeblich auf Einladung der Regierung, starke sowjetische Truppenverbände in Afghanistan ein. Die Widerstandsbewegung gegen das Regime und die Besatzungsmacht blieb aktiv und gewann durch pakistanische und US-amerikanische Unterstützung an militärischem Gewicht. Über 5 Millionen Afghanen flohen nach Pakistan und Iran. 1986 wurde Karmal durch M. Najibullah abgelöst.

Im April 1988 wurde zwischen Afghanistan und Pakistan mit den USA und der UdSSR als Garantiemächten ein Abkommen geschlossen, das gegenseitige Nichteinmischung und Rückkehr aller Flüchtlinge vorsah. Die UdSSR zog ihre Truppen bis Februar 1989 ab. Die Widerstandsgruppen ("Mudschaheddin") waren an dem Abkommen nicht beteiligt. Sie setzten ihren Kampf gegen die Regierung Najibullah fort und bildeten eine Exilregierung. 1990 ließ die Regierung Najibullah die sozialistischen Elemente aus der Verfassung tilgen. Formal wurde ein pluralistisches System eingeführt. 1992 gelang dem Widerstand der Sturz des Najibullah-Regimes. Neuer Staatspräsident wurde B. Rabbani.

Blutige Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Mudschaheddin-Gruppierungen verhinderten eine politische Stabilisierung. 1994 griffen die radikalislamischen Taliban in den afghanischen Bürgerkrieg ein und brachten den größten Teil des Landes unter ihre Kontrolle. Der frühere Präsident Najibullah wurde öffentlich hingerichtet. Staatspräsident Rabbani floh aus Kabul. Die ihn unterstützenden Milizen konnten sich nur im Nordosten Afghanistans gegen die Taliban behaupten. Diese proklamierten einen streng islamistischen Gottesstaat (Islamisches Emirat Afghanistan) und führten die Scharia ein. Der Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar ließ sich zum Beherrscher der Gläubigen ausrufen. Es gelang dem Regime jedoch nicht, eine funktionierende staatliche Verwaltung zu etablieren. Außenpolitisch blieben die Taliban isoliert. Die Zerstörung von Kulturgütern aus vorislamischer Zeit rief im März 2001 internationale Proteste hervor. Die fortdauernde Duldung des islamischen Extremisten Osama bin Laden im Herrschaftsbereich der Taliban führte zum Konflikt mit den USA. Dieser eskalierte im September 2001 nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon. Für die Anschläge machten die USA Bin Laden verantwortlich. Sie starteten deshalb im Oktober 2001 eine militärische Offensive gegen Afghanistan, durch die die Vorherrschaft der Taliban bereits im November 2001 beendet wurde.

Im Dezember 2001 trafen sich Führer der ehemaligen Mudschaheddin sowie afghanischer Exilgruppen auf der Petersberger Konferenz in Bonn, wo sie sich auf das sogenannte "Petersberger Abkommen" einigten. Dieses Abkommen sah einen Stufenplan zur Demokratisierung des Landes sowie die Bildung einer provisorischen Regierung mit dem paschtunischen Stammesführer Hamid Karsai als Vorsitzenden vor. Insbesondere Mitglieder der siegreichen Nordallianz übernahmen Schlüsselpositionen in der neuen Regierung. Außerdem wurde um die Stationierung einer einem Mandat der Vereinten Nationen unterstellten internationalen Truppe ersucht, um die Sicherheit der provisorischen Regierung zu gewährleisten.
Diese Aufgabe übernahm die internationale Afghanistan-Schutztruppe ISAF.
Im Juni 2002 wurde die provisorische Regierung durch eine von einer landesweiten außerordentlichen "Loya Dschirga" (große Versammlung) bestimmten Übergangsregierung mit Hamid Karzai als Übergangspräsidenten an der Spitze, abgelöst.

Ende 2003 wurde eine verfassungsgebende Loya Dschirga einberufen, die die neue afghanische Verfassung im Januar 2004 ratifizierte. Die am 9. Oktober 2004 stattgefundenen Präsidentschaftswahlen bestätigten Hamid Karzai als demokratisch legitimierten Präsidenten.
Den Abschluss des im Petersberger Abkommen vorgesehenen Demokratisierungsprozesses markierten die Parlamentswahlen im September 2005, aus denen sich das erste frei gewählte afghanische Parlament seit 1973 konstituierte. Diese Wahlen sollten ursprünglich im Juni 2004 stattfinden, mussten aber aufgrund von Verzögerungen bei der Wahlregistrierung mehrmals verschoben werden.

Am 18. September 2005 fanden in Afghanistan die Wahlen für die Wolesi Dschirga, dem "Haus des Volkes", und die 34 Provinzräte statt. Die Wahl wurde international als Erfolg gewertet und bildete den Abschluss des Petersberger Prozesses.

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