Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Internationales Seminar zur Bekämpfung von Minen

Wien, 25. Juni 1998  - Weltweit kommen im Jahresschnitt ca. 25.000 Menschen durch Minen ums Leben oder werden von diesen schwer verletzt. Ein Minenseminar in der Umsetzung des Verbotes der Verwendung, der Produktion und der Weitergabe von Anti-Personenminen führt das Bundesheer gemeinsam mit den italienischen Streitkräften vom 7. bis 10. Juli 1998 in Wien durch. Das Minenseminar wird in Zusammenarbeit mit der WEU ausgerichtet. Italien übt derzeit die WEU-Präsidentschaft aus und ist in die Organisation der Veranstaltung eingebunden. Zum Minenseminar eingeladen sind Vertreter aus allen europäischen Staaten.

Themen des Minenseminars sind die Methoden der Minensuche und Minenräumung sowie die praktischen Erfahrungen bei der Zerstörung von Minen und Kampfmitteln bei internationalen Einsätzen. Das Bundesheer trägt damit der Veränderung in den Militärdoktrinen aufgrund der neuen Minenverbote sowie der geforderten internationalen Kooperation bei Entminungsaktivitäten Rechnung.

Der Seminarbetrieb mit Vorträgen und Diskussionen wird auch praktische Teile beinhalten. Beim Praxisteil steht in erster Linie eine Demonstration der gefährlichen Wirkung von Schützenminen, das heißt Anti-Personenminen, auf dem Programm. Die Seminarteilnehmer werden darüber hinaus auch theoretisch und praktisch mit modernen und erfolgversprechenden Methoden zur Detektion, Räumung und Zerstörung von Anti-Personenminen vertraut gemacht werden.

Österreich, das zum Zeitpunkt des Seminarbeginnes bereits die EU-Präsidentschaft innehaben wird, arbeitet bei der Ausrichtung des Seminars mit der Westeuropäischen Union (WEU), insbesondere mit Italien, das derzeit die WEU-Präsidentschaft inne hat, zusammen. Das Generalsekretariat der WEU und die EU-Kommission werden dabei in Wien ihre Zusammenarbeit gegen die Verwendung von Anti-Personenminen abstimmen. Über die in der WEU erfaßten 28 Teilnehmerstaaten hinaus werden auch Vertreter aus Albanien, Belarus, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Jugoslawien, Moldavien, Rußland, der Schweiz und der Ukraine beim Seminar erwartet.

Minen aller Art stellen weltweit, aber auch für die Soldaten des Bundesheeres bei ihren internationalen Einsätzen, eine ständige Gefahr dar. Derzeit sind mehr als 1.000 österreichische Soldaten bei friedenserhaltenden Missionen im Einsatz. Die Masse von ihnen dient in Bosnien, auf Zypern und den syrischen Golanhöhen. In absehbarer Zeit könnte ein österreichisches Kontingent auch in der Westsahara eingesetzt werden. All diese Einsatzräume sind minenverseucht. Österreichische Spezialisten haben in den vergangenen Jahren im Umgang mit diesen gefährlichen Kampfmitteln breite Erfahrungen gesammelt, die es lohnt, weiterzugeben.

Die Schätzungen über in Krisengebieten verlegte Minen gehen weit auseinander. Zwischen 1 und 3 Millionen Landminen sollen im Bosnienkrieg, davon bis zu einer Million im Bereich von Sarajewo, verlegt worden sein. Allein in den vergangenen fünf Jahren sind z.B. in Bosnien mehr als 600 Zivilisten durch Minen getötet worden. Fast ein Viertel der Opfer waren Minderjährige. Die Zahl der verletzten Minenopfer liegt bei ca. 3.000 Personen. Jeden Monat werden etwa 50 Menschen durch Minen verletzt oder getötet. Das UNO-Minenzentrum in Sarajewo, bei dem auch österreichische Spezialisten im Einsatz sind, bemüht sich, Abhilfe in dieser Problematik zu schaffen.

Im ehemaligen Kriegsgebiet auf den syrischen Golanhöhen, wo gleichfalls Österreicher stationiert sind, sind Fahrbewegungen oder Patrouillen nur auf minengeräumten Wegen möglich. Immer wieder kommt es zu Opfern aus der Zivilbevölkerung, aber auch UN-Soldaten sind durch dieses tödliche Erbe aus mehreren Kriegen schon ums Leben gekommen oder verletzt worden. Darunter waren auch Österreicher. Der schwerste Unfall, bei dem vier Personen ums Leben kamen, ereignete sich im Juni 1974. Der hohe Ausbildungsstand der Pioniere bei der professionellen Minensuche sowie die Schaffung von Problembewußtsein bei allen Soldaten haben derart schwere Unfälle bei den Österreichern seither verhindert.

Selbst auf der vom Tourismus beliebten Mittelmeerinsel Zypern sind geschätzt bis zu 17.000 Minen verlegt worden und bilden nach fast 25 Jahren immer noch eine tödliche Gefahr in der Pufferzone. Da die dort angelegten Minenfelder mit Masse gekennzeichnet sind und kaum eine Zutrittsmöglichkeit für die Zivilbevölkerung besteht, halten sich die Opferzahlen jedoch in Grenzen.

Mit dem Verbot von Schützenminen ist in der "OTTAWA-Konvention" vom November 1997 ein wesentlicher Abrüstungsschritt im humanitären Bereich festgeschrieben worden. Auf Basis der Verpflichtung dieser Konvention haben die Unterzeichnerstaaten Informationen auszutauschen und sich gegenseitig auf dem Weg zu einer von Schützenminen (Anti-Personenminen) freien Welt Hilfe zu leisten. Das österreichische Bundesheer hat daher gemeinsam mit Italien zu diesem internationalen Minenseminar eingeladen.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle