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Katastrophenhilfskräfte des Österreichischen Bundesheeres

Wien, 21. September 1998  - Wußten Sie, daß für Hilfeleistung bei Katastrophenfällen beim Bundesheer seit Jahren systematische Vorbereitungen laufen, daß Spezialisten gemeinsam mit dem Forschungszentrum Seibersdorf ausgebildet werden und daß bei diversen internationalen Katastrophenhilfeübungen Erfahrungen gesammelt und das Know How perfektioniert worden ist?

International waren Spezialkräfte des Heeres bereits nach einem Erdbeben u.a. in Friaul 1976 und Ende 1988 beim Erdbebeneinsatz in Armenien in Erscheinung getreten. Damals bestand das Kontingent aus ca. 130 Mann. Insgesamt wurden etwa 35 Rettungs- und Bergeeinsätze sowie etwa 70 Schallortungseinsätze durchgeführt. Dabei konnten 14 Personen lebend geborgen werden, 65 Personen wurden tot gefunden, etwa 500 Personen medizinisch versorgt. (Diese Technik kam auch in Lassing zum Einsatz, wird jedoch schon seit mehr als 10 Jahren vom ÖBH beherrscht.)

In weiterer Folge wurde aufgrund dieser Erfahrungen Mitte 1990 die Aufstellung einer Katastrophenhilfseinheit des Bundesheeres (AFDRU - Austrian Desaster Relief Unit) verfügt und systematisch auf Rettungs- und Bergeeinsätze vorbereitet. Sowohl das Gerät wurde beschafft, aber auch das Personal nach internationalen Erfahrungen ausgebildet. Österreich hat im Jahr 1993 im Raum Wr. Neustadt die sogenannte "Exercise '93" ausgerichtet. Daran haben internationale Teams aus ca. einem Dutzend Staaten sowie Beobachter aus etwa 30 Staaten teilgenommen.

Die nächste Bewährungsprobe der Spezialisten des Bundesheeres ergab sich bei der "Exercise '94", einer Katastrophenhilfeübung, die in Astrachan in Rußland stattgefunden hat. Gegenstand der Übung war ein Industriestörfall bei einem bei einem Gazprom-Werk. Im Folgejahr wurden österreichische Spezialisten zur Übung "Nordlicht '95" auf die Halbinsel Kola entsandt. Bei dieser Übung wurde ein Störfall in einem Atomkraftwerk angenommen und Strahlenspür- sowie Dekontaminationseinsätze durchgeführt. Bei beiden Übungen waren die Österreicher beispielgebend für andere Kon-tingente.

Österreich hat dann wieder im Jahr 1996 die "Exercise '96" ausgerichtet. Diese Übung war bereits ein Beitrag zur Partnerschaft für den Frieden, bei der der Super-Gau von Tschernobyl nachgestellt wurde. Schon beim seinerzeitigen Realfall im Jahr 1986 waren mehr als 1.000 ABC-Abwehrspezialisten des Bundesheeres im Einsatz gestanden und hatten sich hervorragend bewährt. Bei der Übung, die 10 Jahre später auf den seinerzeitigen Erfahrungswerten aufbaute, waren auch die Slowakei, Ungarn und Tschechien beteiligt. Darüber hinaus waren Beobachter aus ca. 20 verschiedenen Staaten bzw. von internationalen Organisationen vertreten.

Die internationale Katastrophenhilfeübung "Cooperative Safeguard '97" in Island ging wieder von der Annahme eines schweren Erdbebens aus. Die Österreicher bewährten sich zum wiederholten Male als bestausgerüstetes Rettungs- und Bergeteam. Seitens der anderen Teilnehmerstaaten gab es eigentlich immer nur die Frage, wie weit liegen wir in der Bewertung hinter den Österreichern. Dies kam auch im Lob, das General Sheehan, der Oberkommandierende der NATO-Streitkräfte Atlantik, den Österreichern zollte, zum Ausdruck.

Noch im gleichen Jahr konnten Soldaten des Bundesheeres beweisen, daß sie auch bei realen Überflutungskatastrophen ihren Mann stellen können. Einen Monat lang, im August 1997, stellten sie die Trinkwasserversorgung für den Bezirk Nowa Sol im Oder-Gebiet in Polen sicher. Dieses Team war eigentlich dafür vorgesehen, mit Trinkwasseraufbereitungsanlagen in Afrika Hilfe zu leisten. Der Einsatz im Zusammenhang mit den Flüchtlingsströmen zwischen Ruanda und dem Kongo kam jedoch nicht zustande.

Mit einer Wasseraufbereitungsanlage des Bundesheeres kann der Trinkwasserbedarf für eine Kleinstadt bereitgestellt werden. Im Bild: Der Betrieb der Anlage während des Hilfseinsatzes in Polen

In Österreich hat das Heer im Jahr 1997 darüber hinaus für Hilfeleistungen bei Naturereignissen insgesamt 3.732 Mann eingesetzt und 164.800 Arbeitsstunden am Boden erbracht. Die Fliegerkräfte haben auf Anforderung insgesamt 484 Flugstunden Assistenz geleistet und dabei 990 Personen sowie über 150 Tonnen Fracht befördert. Nach diversen Unfällen wurden zusätzlich 442 Personen geborgen und in erster Linie in Primärtransporten in Krankenhäuser befördert.

Für allgemeine Assistenzleistungen stehen die Pioniere, die Fliegerkräfte, aber auch alle sonstigen Teile des Bundesheeres zur Verfügung. Im Bereich der für Rettungs- und Bergeeinsätze spezialisierten ABC-Abwehrtruppe (Truppe für die Abwehr atomarer, biologischer oder chemischer Kampfstoffe) gibt es grundsätzlich drei ABC-Abwehrkompanien (Oberösterreich, Wien, Steiermark), von denen jeweils eine im Jahresablauf immer präsente Kräfte verfügbar hat, während die anderen Ausbildung betreiben. Darüber hinaus gibt es in den sechs anderen Bundesländern jeweils einen ABC-Abwehrzug. Zwei davon sind mit präsenten Kräften immer verfügbar.

Eine ABC-Abwehrkompanie hat eine Stärke von knapp 200 Mann, wobei ca. 40 % davon Kaderangehörige sind. Züge sind etwa 40 Mann stark. Dazu kommen noch etwa 30 Lehroffiziere und Lehrunteroffiziere sowie Logistiker von der ABC-Abwehrschule direkt. Darüber hinaus gibt es de facto bei jeder einzelnen Kompanie des Bundesheeres einen voll ausgebildeten ABC-Abwehrunteroffizier sowie Spezialkräfte mit gleicher Ausbildung bei den Feuerwehren auf allen Militärflugplätzen des Österreichischen Bundesheeres. In Summe sind auf Knopfdruck ca. 350 Mann aus diesem Spezialbereich sofort verfügbar. Ein Aufwuchs dieser Kräfte kann innerhalb relativ kurzer Zeit erfolgen.

Daß auch die Fliegerkräfte jederzeit zur Katastrophenhilfe eingesetzt werden können, hat der Einsatz in Kroatien bewiesen. Innerhalb von vier Tagen sind von vier Hubschraubern mehr als 50 Stunden im Feuerlöscheinsatz geflogen worden, 277.000 kg an Lasten wurden befördert.

Unter dem Titel "CRISEX" hat im Jahr 1995 bereits eine Krisenmanagementübung der Westeuropäischen Union (WEU) stattgefunden, an der das ÖBH beteiligt war. Im November 1998 wird es in wesentlich größerem Rahmen wieder eine derartige Übung geben, die Katastrophenhilfe, aber auch peace-keeping einschließt.

Katastrophenhilfe1

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Katastrophenhilfe2

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Katastrophenhilfe3

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Katastrophenhilfe4

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Katastrophenhilfe5

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