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"Nicht Härte, sondern Wissen zählt"

Eliteeinheiten des Innenministeriums und das Jagdkommando des Bundesheeres brachten Journalisten das Überleben in Krisen- und Katastrophengebieten bei.

Wien, 15. Juni 2001  - Ein Bericht von Christian M. Kreuziger *)

Dutzende Journalisten verlieren alljährlich ihr Leben, noch mehr geraten durch ihre Arbeit in Haft. Seit 1. Jänner dieses Jahres starben sechs Journalisten eines gewaltsamen Todes, im Vorjahr waren es 32, wie die Vereinigung "Reporter ohne Grenzen" in ihren Protokollen vermerkt. Um die Überlebenschancen österreichischer Journalisten in Krisengebieten zu erhöhen, haben nun Innenministerium und Bundesheer mit Unterstützung der Österreichischen Beamtenversicherung zu einem Seminar eingeladen. Das Ziel: heimischen Reportern das nötige "Know How" für den Einsatz in brandgefährlichen Gebieten zu vermitteln.

"Die Intelligenz des Seminar-Konzepts bestand darin, keine einfachen Lösungen anzubieten. Durch theatralisch perfekte Inszenierungen unterschiedlichster Gefahren wurde man vielmehr mit Krisensituationen innerlich vertraut gemacht", so Peter Oberdorfer in der Tageszeitung "Die Presse", der sich gemeinsam mit acht Kolleginnen und Kollegen sowie einer Psychologin des Bundesministeriums für Justiz den Anstrengungen dieses Spezialtrainings unterzog.

"Horrorvideos" im Lehrsaal

Das war die psychische Einstimmung für das Training der Journalisten. Gezeigt wurden keine Spielfilme, sondern dokumentarische Aufnahmen von Katastrophen- und Krisenszenarien. Oberst Franz Kössler vom EKF präsentierte die Aufnahmen vom Absturzort der Lauda Air-Maschine, Kameramann Kurt Muster zeigte nie gesendetes Material vom Balkan. Warum dieses Material nie gesendet wurde, war allen Teilnehmern bereits nach wenigen Szenen klar. "Aufgelockert" wurden die psychisch belastenden Szenen durch theoretische Minen- und Sprengfallenkunde und durch Vorführungen der Abteilung Sondereinsätze des Zentrum Jagdkampf.

Feuerüberfall und Flucht um fünf Uhr früh, so begann der zweite Tag in Allentsteig, nach kurzem Schlaf im Zelt. Ein realistisches Szenario. "Wir spielen hier nicht Krieg, sondern zeigen den Teilnehmern, in welche Situationen man überraschend geraten kann und wie man sich dabei fühlt", kommentiert Oberstleutnant Reinhard Drazenowitsch, einer der Miterfinder des Seminars, die Übungseinlage. "Diese Erfahrung kann helfen, Panik zu vermeiden. Auch wenn es nur eine Übung war".

Sechs "tote" Journalisten

forderte der nächste Programmpunkt: Das Erkennen von Minen und Sprengfallen im Gelände. Trotz theoretischem Unterricht am Vortag, bei dem auf die Gefahren hingewiesen wurde. "Ich bin jetzt ziemlich schockiert", so der Reporter, der die Sprengfalle ausgelöst hatte. "Das hätte mir bei meinen Aufenthalten am Balkan genauso passieren können", seine ernüchternde Bilanz. Die folgende, realitätsnahe Darstellung eines Minenunfalls endet für die Teilnehmer abrupt - und überraschend: Sie werden als Geiseln genommen.

"Erlebnispädagogik" nach gelungener Flucht

Damit begann der psychisch entspannendere Nachmittag. Allerdings unter härteren Bedingungen als bei einem Pfadfinderlager. Denn durch die Geiselnahme entfiel das Mittagessen, beim Bauen der Notunterkünfte knurrten die Mägen. Essen gab es erst am Abend. Im Rohzustand. Denn auch das Feuermachen ohne Feuerzeug oder Zündhölzer und das Zubereiten von Nahrung stand auf dem Programm. Unter harten Bedingungen konnten die Teilnehmer auch ihre Kenntnisse in Erster Hilfe auffrischen: In freier Natur bei Einbruch der Dunkelheit gemeinsam mit dem Sanitäter des Roten Kreuzes Tulln. WEGA-Mann Peter Bamlitschka gab sein Wissen über "Erste Hilfe" in Notfällen weiter.

Harte Kontrollen durch "Cobra"-Beamte

Eine der härtesten Prüfungen hatten die Experten des Gendarmerie-Einsatzkommandos vorbereitet: Ein Planspiel mit dem Ziel, über ein "Politikertreffen" zu berichten. Doch bis zum vermeintlichen Treffpunkt waren harte Prüfungen zu bestehen. Nach abenteuerlicher Kontrolle von Ausweisen und Akkreditierung wurden die Teams losgeschickt. Erstes Szenario: Ein verletzter "Journalist" liegt angeschossen am Wegrand. Unter Streß sollen die Teams den "Kollegen" versorgen und mitnehmen. Nächste Station: Im Austausch gegen den verwundeten Kollegen wurden die Teams gebeten, Medikamente zum nächsten Checkpoint zu transportieren. Was die Teilnehmer nicht wußten: Im doppelten Boden war eine Maschinenpistole versteckt. Die Folge: Wenig vornehme Verhöre der unter Verdacht des Waffenschmuggel geratenen Journalisten.

*) ORF-Redakteur Christian M. Kreuziger ist Initiator des Seminars und hat gemeinsam dem Jagdkommando des Bundesheeres, mit Spezialisten des Innenministeriums und des Gendarmerie-Einsatzkommandos das Seminarkonzept gestaltet.

"Know How" für Einsätze an den Krisenschauplätzen der Welt.

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Umringt von Jagdkommandosoldaten - Journalisten als Geiseln lern

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Bauen von Notunterkünften.

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