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Vergessene Geschichte: Die Wallner-Kaserne als jüdisches Flüchtlingslager

Saalfelden, 29. Juni 2007  - Die Wallner-Kaserne in Saalfelden beheimatet heute die Jägerschule des Bundesheeres. Unter Mithilfe der österreichischen Infanteristen gedachte man Ende Juni aber einem ganz anderen Kapitel in der Geschichte der Kaserne: 1947 waren die Unterkünfte Ausgangspunkt für eine abenteuerliche Odyssee jüdischer Flüchtlinge.

Zuflucht für Heimatlose

1946 sperrten die Franzosen den von den jüdischen Flüchtlingen bis dahin benutzten Weg über den Brenner. Da Großbritannien als damalige Besatzungsmacht in Palästina die Einwanderung von Juden aus Europa unterband, saßen in der US-Besatzungszone in Deutschland und Österreich aber auch in Italien etwa 265.000 jüdische Heimatlose fest. Um ihnen zu helfen, errichteten die Amerikaner in Salzburg mehrere Lager für Heimatlose.

Flucht über die Alpen

Jüdische Vereingigungen organisierten bald darauf mit amerikanischer Hilfe die Bricha (Flucht) vieler Juden über den Alpenhauptkamm. In einer Nacht- und Nebelaktion wurden im Juni 1947 5.000 Juden illegal über den beschwerlichen 2.634 m hohen Krimmler Tauern Pass in das Südtiroler Ahrntal geschleust. Von dort ging es in tagelangen Märschen weiter nach Ancona und per Schiff nach Israel.

"Ein Platz, wo sich Verzweiflung und Hoffnung getroffen haben"

Mit einer Gedenkfeier gedachten am 28. und 29. Juni ehemalige Insassen des Lagers Givat Avoda (hebräisch für "Hügel der Arbeit") dieses Kapitels ihrer tragischen Geschichte. Im Eingangsbereich der Wallner-Kaserne wurde dazu am Donnerstag ein Gedenkstein enthüllt, der an das ehemalige Flüchtlingslager erinnert - An "einen Platz, wo sich Verzweiflung und Hoffnung getroffen haben", wie es Israels Botschafter Dan Ashbel formulierte. Er war ebenso anwesend wie Marco Feingold, der Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde Salzburgs, Militärkommandant Brigadier Karl Berktold und Oberst Michael Lasser, der Kommandant der Jägerschule.

Gedächtnis-Überquerung mit Soldaten des Bundesheeres

Am Freitag machten sich einige Dutzend Teilnehmer auf den Weg zur Gedächtnis-Überquerung über den Krimmler Tauern. Unter ihnen waren auch Soldaten der Jägerschule sowie eine Tragtiergruppe des Truppenübungsplatzes Hochfilzen. Angeführt wurde der Marsch von den beiden Heeresbergführern Vizeleutnant Paul Rieder und Vizeleutnant Wilhelm Reich.

"Ein internationaler Friedensappell"

Ernst Löschner: "Die Gedächtnis-Überquerung soll daran erinnern, was war. Sie soll gleichzeitig Anlass sein, die weltweit aktuelle Flüchtlingssituation 2007 zu thematisieren. Unser Projekt ist daher im Wesentlichen ein internationaler Friedensappell." Löschner ist der Organisator der Initiative und Österreich-Chef der französischen Bank BNP Paribas S.A.

Ein Bericht der Redaktion Militärkommando Salzburg

Der damalige Eingangsbereich zum Flüchtlingslager.

Der damalige Eingangsbereich zum Flüchtlingslager.

5.000 jüdische Flüchtlinge überquerten 1947 den Krimmler Tauern.

5.000 jüdische Flüchtlinge überquerten 1947 den Krimmler Tauern.

Die Enthüllung des Gedenksteines mit Landesrätin Doraja Eberle (mitte).

Die Enthüllung des Gedenksteines mit Landesrätin Doraja Eberle (mitte).

V.l.: Brigadier Karl Berktold, Dan Ashbel, Marco Feingold, Ernst Löscher, Oberst Michael Lasser.

V.l.: Brigadier Karl Berktold, Dan Ashbel, Marco Feingold, Ernst Löscher, Oberst Michael Lasser.

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