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Im Interview: Franz Hammerbacher, Autor des Buches "Bravo Hotel"

Wien, 08. Oktober 2010  - In seinem Buch "Bravo Hotel" liefert der Milizsoldat Franz Hammerbacher eine detaillierte Wiedergabe des Mikrokosmos Bundesheer. In zwei Auslandseinsätzen im Kosovo und auf den Golanhöhen wurde der Autor Teil des Militärs, verlor aber nicht die Fähigkeit, dieses aus der Sicht eines Zivilisten zu beschreiben. Im Interview erzählt er mehr zu den Hintergründen seines Buches.

Franz Hammerbacher im Interview

Was war Ihre Motivation, 20 Jahre nach Ihrem Grundwehrdienst einen Auslandseinsatz zu absolvieren?

Ich brauchte dringend eine Auszeit und wusste zunächst nur, dass ich für begrenzte Zeit etwas vollkommen anderes machen wollte, um mein Gehirn durchzulüften. Aber nicht durch Wellness, sondern durch Arbeit, die einen auf andere Gedanken bringt. Nur, welche Möglichkeiten hat man, ohne Vorkenntnisse in dem jeweiligen Beruf? Zum Glück war ich so tollkühn, mich am Nationalfeiertag auf dem Wiener Heldenplatz zu informieren. Ich dachte sofort: Das wär's! Ein echtes soziales Abenteuer mit weltpolitischem Überbau.

Was lernt jemand, der ein Jahr einen Auslandseinsatz auf den Golanhöhen leistet?

Zu viel, um es in einem Satz unterzubringen. Vor allem aber lernt man etwas über das Zusammenleben unter teils extremen Umständen. Ein Stützpunkt oder ein Camp ist eine Art geschlossene Gesellschaft. Und die Frage, wie man sich darin fühlt, hängt primär davon ab, ob es gelingt, eine lebbare Beziehung zueinander herzustellen. Jedem Einzelnen wird da eine gewisse Anpassungsleistung abverlangt.

Was war Ihr stärkstes Erlebnis während Ihres Auslandseinsatzes?

Ein bitteres Ereignis: der Unfalltod eines Schweizer Kameraden im Kosovo. Die ungewöhnliche Stille in den Tagen danach. Und die Verabschiedungszeremonie, als die Mutter und die Schwester des Verunglückten hinter dem Sarg hergingen, während wir auf dem Paradeplatz habtacht standen und nichts tun konnten, als die militärische Ehre zu erweisen. Das war schwer erträglich. Es schnürt einem das Herz zu, es würgt einen.

Was unterscheidet Ihrer Ansicht nach das Bundesheer von jeder anderen sozialen Gruppe?

Ein unvergleichlicher Gemeinschaftsgeist quer durch die Generationen hindurch. Ich bin überzeugt, dass den Menschen heute das Gemeinsame oft fehlt, eine brüderliche Verbundenheit ohne die fürs Zivile so typischen Konkurrenzkämpfe. Gemeinschaftliches Erleben ist ein geradezu spirituelles Bedürfnis. Teil von etwas sein, im Unterschied zum bloßen Mitwirken und Beitragen. Manche meinen, dass "Gesellschaft" heute nur noch auf dem Fußballplatz funktioniert. Aber das stimmt nicht. Sie funktioniert ebenso beim Bundesheer. Und ich kenne auch keinen Bereich, wo die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund so gut funktioniert, weil es beim Militär eben klare Spielregeln gibt, die für alle gelten.

Warum sollten junge Österreicher Wehrdienst leisten?

Gute Frage. Ob sie es weiterhin sollen, muss der Gesetzgeber oder das Volk entscheiden. Was mich interessiert: Für viele Männer ist der Grundwehrdienst ein letztes Mal, dass sie mit einem bunten Querschnitt der Gesamtbevölkerung zusammenkommen. Schon die Wahl eines bestimmten Schultyps, etwa eines Gymnasiums, bedeutet ja soziale Selektion. Erst im hohen Alter trifft man sich vielleicht wieder in Krankhäusern, aber selbst da gibt es eine Klassenmedizin.

Wie würde sich der soziale Mikrokosmos Bundesheer ändern, wenn es eine Berufsarmee gäbe?

Für mich besteht der Reiz eines Milizheeres darin, dass Menschen aus verschiedensten Berufen, mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten und Denkweisen sich über ein gemeinsames Ziel definieren. Ein Berufsheer wäre kein Abbild der Gesellschaft mehr, eher eine Parallelgesellschaft. Und wir wissen, dass in einer Berufsarmee auch Strömungen verstärkt werden können, die einer Demokratie schaden.

Buchautor Franz Hammerbacher als Reporter während einer Übung auf den Golanhöhen.

Buchautor Franz Hammerbacher als Reporter während einer Übung auf den Golanhöhen.

Dienst im Ausland: "Jedem Einzelnen wird da eine gewisse Anpassungsleistung abverlangt."

Dienst im Ausland: "Jedem Einzelnen wird da eine gewisse Anpassungsleistung abverlangt."

Ein Wachsoldat von Position 32 kehrt vom Joggen zurück: "Ein Stützpunkt oder ein Camp ist eine Art geschlossene Gesellschaft."

Ein Wachsoldat von Position 32 kehrt vom Joggen zurück: "Ein Stützpunkt oder ein Camp ist eine Art geschlossene Gesellschaft."

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