Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Nahost-Experte zu Besuch in Wien

Wien, 24. November 2010  - An der Landesverteidigungsakademie fand in Kooperation mit dem Bruno Kreisky Forum ein Expertengespräch mit dem Nahost-Experten Prof. Itamar Rabinovich statt. Unter den Gästen waren auch die ehemaligen österreichischen Außenminister Willibald Pahr und Erwin Lanc.

Aktuelle Lage im Nahen Osten

Es sei in den letzten Jahren zu einer Polarisierung im Nahen Osten gekommen, so Rabinovich. Auf der einen Seite stehe ein moderater, konservativer und pro-westlicher Block, der an der Beilegung des Konflikts interessiert sei. Dem gegenüber stehe ein radikaler Block unter dem Einfluss des Iran, in dessen Richtung sich auch die türkische Politik bewege.

Drei Bedrohungsszenarien

Zurzeit gäbe es laut Rabinovich drei Hauptbedrohungen für Israel, in denen auch Syrien eine Rolle spiele: Konventionelle Bedrohungen seien zwar im Abnehmen, jedoch verfüge Syrien über ein enormes Raketenarsenal, das auf israelische Städte zielen könnte. Zweitens sei ein Wandel zu beobachten in Richtung eines asymmetrischen Guerilla-Krieges, der unter Führung der radikalislamischen Hezbollah von Israel nur schwer abzuwehren sei. Die dritte Bedrohung läge in der nuklearen Aufrüstung des Iran.

Ringen um Frieden

Mit dem Beginn der Friedensbemühungen bei der Madrider Konferenz 1991 sei die Frage, ob zuerst die Lösung des israelisch-syrischen oder des israelisch-palästinensischen Konfliktes vorrangig zu behandeln sei, entscheidend für die politische Schwerpunktsetzung in der Region geworden. Die Obama-Regierung habe sich klar auf den israelisch-palästinensischen Konflikt festgelegt. Wegen des geschwächten amerikanischen US-Präsidenten sieht Rabinovich derzeit generell wenig Aussicht auf eine dauerhafte Lösung in der Region. Zusätzlich belaste die Instabilität der palästinensischen Regierung und der Hamas-Führung im Gazastreifen den Friedensprozess. Aus heutiger Sicht sei ein Kompromiss in weite Ferne gerückt, so der Professor.

USA bleiben wichtigster Vermittler

Die Rolle der EU in den Friedensverhandlungen sieht Professor Rabinovich eher skeptisch. Einzelne Staaten, etwa Frankreich, aber eventuell auch Österreich könnten den Konflikt durch entsprechende Initiativen beeinflussen. Die EU als Block sei jedoch ein schwieriger Verhandlungspartner. In jedem Fall seien die USA der wichtigste Vermittler im Nahen Osten, insbesondere im israelisch-syrischen Konflikt, da Syriens größtes Bestreben eine normale Beziehung mit den USA sei.

Zur Person

Itamar Rabinovich war von 1993 bis 1996 israelischer Botschafter in Washington und Israels Chefverhandler mit Syrien (1992-1996). Er ist zurzeit Professor an der Universität Tel Aviv.

Ein Bericht der Redaktion Direktion für Sicherheitspolitik

Generalmajor Johann Pucher, l., im Gespräch mit Itamar Rabinovich.

Generalmajor Johann Pucher, l., im Gespräch mit Itamar Rabinovich.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle