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Training für Milizoffiziere: Schwitzen an der Militärakademie

Wiener Neustadt, 14. Juli 2015  - Auf dem Dachboden der Militärakademie ist es stickig, das Klimagerät bewältigt die Hitze nicht mehr. Zwölf Stabsoffiziere arbeiten auf circa 25 Quadratmetern im Licht von Halogenscheinwerfern. Folienstifte quietschen auf Lagekarten, es riecht nach Lösungsmittel.

Die angehenden Kompaniekommandanten betreten den Raum. Ihr Bataillonskommandant begrüßt jeden mit Handschlag und stellt sich vor. Dann beginnt die Befehlsausgabe für die Abschlussübung des Stabs- und des Führungslehrganges.

Jedes Jahr nutzen neben Berufssoldaten auch etwa 1.800 Milizoffiziere das Angebot an Seminaren und Lehrgängen der Militärakademie. Zukünftig sollen es noch mehr werden. Oberst Christian Rennhofer ist an der Militärakademie verantwortlich für Lehrgänge und Seminare: "Wir veranstalten jedes Jahr zwei Führungslehrgänge, zwei Stabslehrgänge sowie 90 bis 110 Seminare."

Weniger Teilnehmer, aber mehr Qualität

Mittlerweile hätten die Kurse zwar weniger Teilnehmer als früher, die Qualität sei aber gestiegen, sagt Rennhofer. "Jeder Milizoffizier, der zu uns kommt, ist hier, weil er hier sein will. Die Offiziere sind wissbegierig und engagiert."

Dass man bei einer Laufbahn als Milizoffizier manchmal persönliche Opfer bringen muss, hat Hauptmann Matthias S. während des Stabslehrganges am eigenen Leib erfahren. Als stellvertretender S3 ist er unter anderem für den Einsatz der eigenen Truppen zuständig und plant den zeitlichen Ablauf von Einsätzen. Zur Geburt seines Sohnes am vorigen Mittwoch - zwei Wochen vor dem errechneten Termin - kam er zu spät.

Vorbildliche Besprechungskultur

Im Zivilberuf ist der 37-jährige Regionalentwickler und findet Lösungen, um schwach entwickelten Kärntner Regionen wirtschaftliche Starthilfe zu geben. Was er aus seinen Ausbildungen beim Bundesheer ins Arbeitsleben mitnimmt: "Die Besprechungskultur, die wir hier lernen. Wir erarbeiten in kürzerer Zeit wesentlich bessere Ergebnisse ohne zeitfressende Diskussionen. Es wäre schön, wenn es in der Privatwirtschaft auch so wäre."

Während am Dachboden die Stabsoffiziere trainieren, sitzen die jungen Offiziere des Führungslehrganges vor den Bildschirmen des Führungssimulators im Erdgeschoss. Von dort setzen sie ihre Einheiten in Bewegung und funken Informationen an den Bataillonsstab. Sie sind die Augen und Ohren ihres Kommandanten, ohne ihre Meldungen ist er blind.

Feindkontakt

Plötzlich kommt Bewegung in den Gefechtsstand: Hauptmann Markus Riedl (51) steht mit dem Bataillonskommandanten vor der Lagekarte und zeichnet mit einem roten Stift taktische Zeichen auf die Folie. Die Spitzenkompanie hat soeben den ersten Feindkontakt gemeldet.

Der Bataillonskommandant will zusätzliche Informationen, er greift zum Funkgerät. Wenig später zwingt ein Granatwerfer die Gegner in Deckung, Infanteristen erledigen den Rest.

Riedl verfolgt das Geschehen aufmerksam. Als S2 ist er für die Feindaufklärung zuständig. Wenn er gerade nicht in Uniform ist, ist er Geschäftsführer einer Holding, die neun Firmen unter einem Dach vereint. Insgesamt verbrachte der Milizoffizier beim Jagdkommando sieben Jahre in Auslandseinsätzen.

Trotz der zeitintensiven Tätigkeiten ist Riedl seit 28 Jahren glücklich verheiratet. Auf die Frage, ob er als Unternehmer Milizsoldaten einstellen würde, antwortet er: "Ja, jederzeit. Milizsoldaten sind selbstständiges Arbeiten gewöhnt. Ich gebe ihnen einen Auftrag und kann mir sicher sein, dass das Ergebnis passt."

Oberst Christian Rennhofer, r., im Gefechtsstand mit dem polnischen Militärattaché Stepien.

Oberst Christian Rennhofer, r., im Gefechtsstand mit dem polnischen Militärattaché Stepien.

Unternehmer Riedl: "Würde jederzeit Milizsoldaten einstellen."

Unternehmer Riedl: "Würde jederzeit Milizsoldaten einstellen."

Vor dem Bildschirm: Ein Kursteilnehmer steuert seine Infanterie-Einheit.

Vor dem Bildschirm: Ein Kursteilnehmer steuert seine Infanterie-Einheit.

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