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Über das Planspiel: Taktik-Lehrer Höfler im Interview

Wr. Neustadt, 17. Juli 2015  - In der militärischen Taktikausbildung ist das "Manöver auf Papier" ein bewährtes Werkzeug. Oberstleutnant Markus Höfler, Generalstabsoffizier und Leiter der taktischen Ausbildung von Berufs- und Milizoffizieren an der Theresianischen Militärakademie, erklärt, warum:

Herr Oberstleutnant, was genau ist ein Planspiel?

Bei einem Planspiel nimmt man an Hand der Karte eine Beurteilung vor, um zu einem Entschluss zu kommen. Das Planspiel lässt sich computerunterstützt ausweiten. Damit wird dann der Befehl, den man im Planspiel erstellt hat, quasi kräfteschonend umgesetzt. Man muss keine Volltruppen auf Übung schicken, sondern die Soldaten werden durch das Computersystem dargestellt.

Sie sprechen von Entschluss und Beurteilung der Lage, was bedeutet das im Militärjargon?

Der militärische Kommandant und sein Stab bekommen einen Auftrag, eine Problemstellung zu lösen. Die Beurteilung der Lage ist das Verfahren im Militär, um zum bestmöglichen Plan zu kommen, diesen Auftrag umzusetzen. Diese Lösung ist sein Entschluss.

Und all das auf Papier?

Die Beurteilung der Lage selbst findet auf der Karte als graphische Methode statt. Das ist im internationalen Vergleich sehr fortschrittlich. Es wird sehr wenig geschrieben, sondern es wird anhand der Karte auf Folien beurteilt.

Wenn man das Planspiel jetzt mit "Manöver auf Papier" umschreibt, was ist dessen Sinn und Zweck?

Manöver auf Papier trifft es relativ gut. Die Tätigkeiten, die der Stabsoffizier und der Einheitskommandant wahrnehmen, unterscheiden sich in Wahrheit nicht von jenen in der Realität. Der Sinn ist, sowohl die Abläufe im Stab zu schulen, als auch den Einheitskommandanten im Führen des Gefechts.

Welche Voraussetzungen, beziehungsweise welches Know-how braucht man, um so ein Planspiel ausarbeiten zu können?

Am besten ist es, selbst möglichst viele Planspiele gespielt zu haben. Ich würde das nicht an normierten Ausbildungsgängen festmachen wollen. Im Regelfall ist es so, dass ein Taktik-Lehrer zumindest ausgebildeter Bataillonskommandant sein muss. Das ist sozusagen die "Einstiegsdroge" zum Taktiker.

Was kann ein Planspiel ersetzen, aber vor allem, was kann es nicht ersetzen?

Man kann sehr gut Abläufe üben. Man kann gewisse Friktionen beim Führen im Gefecht sowohl in zeitlicher als auch in kräftemäßiger Hinsicht abbilden. Was man nicht abbilden kann, sind sämtliche Soft-Skills, wie zum Beispiel das Verhalten der Bevölkerung im Raum, Flüchtlingsbewegungen, Hunger, Durst und Müdigkeit.

Das bedeutet, ein Planspiel kann eine Volltruppenübung nicht ersetzen?

Nein, auf keinen Fall.

Welchen Nutzen ziehen die Übungsteilnehmer aus einem Planspiel?

Das hat einen vielfachen Nutzen: Zum einen für das Schulen des klassischen militärischen Führungsverfahrens − das ist quasi unsere militärwissenschaftliche Problemlösungs-Methode. Zum anderen lernen die Teilnehmer etwa bei einem Lagevortrag Präsentationstechniken, Rhetorik und andere soldatische Tugenden.

Kann man Planspiele auch im zivilen Bereich, beispielsweise in Katastrophenszenarien, verwenden?

Natürlich, das wird auch gemacht. Sämtliche zivile Einsatzstäbe, wie etwa bei einer Bezirkshauptmannschaft oder bei der Feuerwehr, arbeiten genau nach dieser Methode. Das Verfahren ist eigentlich das Gleiche, es hat teilweise nur andere Begriffe - was zum Beispiel bei uns die Beurteilung der Konfliktparteien ist, ist dort die Beurteilung der Schadenslage. Auch die Methode, wie geübt wird, ist gleich. Die Militärakademie unterstützt bei solchen Übungen zivile Behörden. Diese Kooperation wird gelebt und funktioniert.

Oberstleutnant Markus Höfler leitet die taktische Ausbildung von Berufs- und Milizoffizieren an der Theresianischen Militärakademie.

Oberstleutnant Markus Höfler leitet die taktische Ausbildung von Berufs- und Milizoffizieren an der Theresianischen Militärakademie.

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