Haflinger: Die Tragtiere des Bundesheeres
Hochfilzen, 01. April 2016 - Bei Einsätzen und Übungen kommen Soldaten im Allgemeinen mit Fahrzeugen vorwärts oder werden von Luftfahrzeugen ans Ziel gebracht. Wenn aber die Straßen enden oder das Wetter den Einsatz von Hubschraubern nicht zulässt, dann geht es nur noch zu Fuß weiter.
In diesem Fall haben die Soldaten für den Transport ihrer Ausrüstung und von Versorgungsgütern selbst zu sorgen. Traglasten über 30 Kilogramm sind dabei keine Seltenheit. Die Haflinger-Pferde des Tragtierzentrums werden dann zur wertvollen Unterstützung.
Pferde fürs Gebirge
Haflinger sind kräftige, stämmig gebaute und genügsame Kleinpferde mit hoher Leistungsbereitschaft. Sie zeichnen sich durch hohe Trittsicherheit in schwierigem Gelände aus. Damit sind sie gut geeignet für den Einsatz im Gebirge.
100 Kilogramm, bis zu 100 Kilometer
Im Gegensatz zu Fahrzeugen können die Haflinger problemlos in hochalpinem Gelände und abseits von Wegen und Straßen Transportaufgaben übernehmen. Die Pferde können dabei Lasten von mehr als 100 Kilogramm tragen und pro Tag bis zu 100 Kilometer zurücklegen. Einsätze von bis zu 16 Stunden sind möglich.
Die Ausbildung zum Tragtier
Im Alter von sechs Monaten werden die Hengstfohlen vom Bundesheer angekauft. Die Ausbildung zum Tragtier dauert dann etwa zwei Jahre. Die Tiere müssen perfekt gehorchen und dürfen auf Schüsse und Explosionen nicht panisch reagieren. Dies wird durch ihre Stationierung am Truppenübungsplatz Hochfilzen erleichtert, da sie dadurch den Schussknall von Jung an gewohnt sind.
Das Tragtierzentrum
Im Jahr 2007 wurden alle im Bundesheer bestehenden Tragtiereinheiten im Tragtierzentrum am Truppenübungsplatz Hochfilzen zusammengeführt. Als Teil des Stabsbataillons 6 steht das Zentrum vorrangig den Verbänden der 6. Jägerbrigade zur Verfügung. Bei Bedarf werden aber auch andere Einheiten des Bundesheeres unterstützt.
Hauptaufgabe des Tragtierzentrums ist das Unterstützen der Truppe durch den Transport von Waffen, Munition, Verpflegung und anderen Versorgungsgütern. Aber auch die Ausbildung der Tiere und der Tragtierführer erfolgt in Hochfilzen.
Das Zentrum verfügt zurzeit über 52 Tragtiere und entsprechende Infrastruktur. 20 Berufssoldaten und 45 Grundwehrdiener verrichten dort ihren Dienst.
Auslandseinsätze
Manchmal melden auch Truppen im Auslandseinsatz einen Bedarf an Tragtieren. Ein Entsenden der Haflinger ist aus klimatischen und veterinärmedizinischen Gründen aber meist schwierig. Im Bedarfsfall kommt es dann zur Anmietung oder zum Ankauf von Tragtieren direkt im Einsatzgebiet.
Die Mitarbeiter des Tragtierzentrums haben sich deshalb auch Fachkenntnisse zum Umgang mit anderen Tragtierarten angeeignet. In Ausbildungskursen vermitteln sie diese Kenntnisse auch an andere Bedarfsträger im Bundesheer.
Tragtierführer
Tragtier und Tragtierführer bilden ein Team. Der Tragtierführer führt das Pferd nicht nur, sondern er unterstützt es auch im Einsatz: Er stattet das Tragtier mit den nötigen Reit-, Trage-, Zug- oder Fahrgeräten aus und belädt es. Er kennt sein Pferd, betreut es und ist ihm ein Kamerad. Interesse an der Arbeit mit Pferden, aber auch körperliche Leistungsfähigkeit, Durchhaltefähigkeit und Fürsorge sind deshalb Grundvoraussetzungen für diese Arbeit.