Sicherheitspolitische Expertendiskussion am Europäischen Forum Alpbach
Alpbach, 29. August 2016 - Nach dem "Situation Room Experiment" am Sonntag veranstaltete die Direktion für Sicherheitspolitik des Verteidigungsministeriums am Montag eine Panel-Diskussion im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach. Nationale und internationale Experten aus Politik, Wirtschaft, Militär und Zivilgesellschaft diskutierten zu dem Thema "Resilienz: Führungsfähigkeit in Krisensituationen".
Ein volatiles sicherheitspolitisches Umfeld verlangt von Gesellschaften und Staaten, sich durch höchstmögliche Flexibilität und Anpassungsfähigkeit auf mögliche Krisensituationen vorzubereiten. Das Bundesheer spielt in dieser Hinsicht eine zentrale Rolle für die staatliche Handlungsfähigkeit.
Frühzeitige Vorbereitung ist entscheidend
Der ehemalige israelische Nationale Sicherheitsberater, Generalmajor Jacon Amidror, berichtete in seinem Kurzvortrag zu Beginn der Diskussion über die israelischen Ansätze im Umgang mit Bedrohungen für Staat und Gesellschaft. Diese zum Teil unvorhersehbaren Bedrohungen verlangen eine frühzeitige Vorbereitung aller relevanten Akteure.
Dabei darf die Planung für alle Eventualfälle nicht unterschätzt werden. Sie stellt die Grundlage für eine rasche und effektive Reaktion dar. Entscheidungen auf Grundlage von Instinkt und gemeinsamen Zielvorstellungen der Entscheidungsträger sind in vielen Fällen zielführend, so Generalmajor Amidror.
Vernetzung aller relevanten Akteure
Harald Katzmair, Direktor von FAS-Research, sprach über umfangreiche Forschungen zur Resilienz Österreichs. In Krisensituationen ist eine effektive Zusammenarbeit aller maßgeblichen Akteure entscheidend. "Nur vernetzte Gesellschaften sind resiliente Gesellschaften", so Katzmair. Die Ergebnisse seiner Forschungen zeigen eindeutig, dass das Bundesheer hier weitreichende Fähigkeiten besitzt und eine zentrale Rolle bei der Erhaltung der Widerstands-, Handlungs- und Führungsfähigkeit in Österreich in Krisensituationen spielen kann.
Politischer Diskurs notwendig
Caspar Einem, ehemaliger österreichischer Innenminister und Präsident des Österreichischen Instituts für Internationale Politik, kritisierte das scheinbar fehlende Interesse österreichischer Politiker in der Thematisierung und Vorbereitung von möglichen Krisensituationen. Die derzeitige Struktur des Nationalen Sicherheitsrates hat sich in seinen Augen als ineffektiv erwiesen. Daher schlug der ehemalige Innenminister die Einrichtung eines Sicherheitskabinetts mit allen relevanten Bundesministern vor.
Entscheidungen rasch treffen
Gerade in der Ebola-Krise im Jahr 2014 zeigte sich klar, dass wichtige Entscheidungen zu langsam getroffen werden, kritisierte Martin Thaler von "Ärzte ohne Grenzen". Um eine effektive Resilienz zu erreichen, müssen die Entscheidungsabläufe beschleunigt und die Zusammenarbeit verbessert werden, insbesondere im Bereich der internationalen humanitären Hilfe.
Resiliente Entscheidungsträger
Ute Fuchs, internationale Unternehmensberaterin, verwies auf einen weiteren Aspekt: Auch Führungskräfte und Entscheidungsträger selbst müssen resilient sein. Dazu sind regelmäßige Reflexion und Coaching notwendig, um bei schwierigen Entscheidungen einen klaren Kopf bewahren zu können.
Das Bundesheer als strategische Reserve Österreichs
Abschließend legte der Leiter der Planungs-Sektion im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Franz Leitgeb, die Rolle des Bundesheeres als strategische Reserve der Republik Österreich dar. Gerade die Führungsausbildung im Bundesheer beschäftigt sich eingehend mit Entscheidungsprozessen in Krisensituationen. Das bestehende Know-how kann daher auch auf gesamtstaatlicher Ebene zugänglich gemacht werden. "Das Bundesheer könnte daher ohne weiteres als Kompetenzzentrum für die Führungsfähigkeit in Krisensituationen herangezogen werden“, so Leitgeb.
Weiterführende Information
Ein Bericht der Redaktion Direktion für Sicherheitspolitik