"Joint Action 17": Die Führungskräfte der Zukunft im Training
Wiener Neustadt, 18. März 2017 - Im Gefechtsstand der Panzerhaubitzenbatterie herrscht konzentrierte Ruhe. Gerade hat Oberleutnant Wolfgang Köröcz eine Feueranforderung erhalten. Ruhig aber bestimmt gibt er den Feuerbefehl an seine Soldaten weiter. Es gilt, die Bewegung der Gegner zu verlangsamen, während sich die Kräfte zum Gegenangriff formieren.
"Joint Action 17"
Schauplatz dieser Szene ist die Ausbildungsstätte für die Offiziere des Bundesheeres: die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt. Bei der "Joint Action 17" üben mehrere Lehrgänge gemeinsam in den wichtigsten Jobs einer Brigade. In einer realitätsnahen Simulation werden den Soldaten in Echtzeit auf Flatscreens und ihren Laptops die Übungsszenarien eingespielt. Insgesamt sind etwa 350 Teilnehmer dabei. Je nach Ausbildungsstand haben sie Führungspositionen in den Kompanien, Bataillonen und der Brigade im Rahmen der Übung wahrzunehmen.
Im Kompaniegefechtsstand
Kursteilnehmer Oberleutnant Köröcz ist Offizier beim Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4. Er befindet sich in der vorletzten Ausbildungswoche zum Kompaniekommandanten. Köröcz, mit 28 Jahren einer der jüngeren Teilnehmer, beschreibt seine Motivation: "Als ich mich vor zehn Jahren dazu entschlossen habe, Berufsoffizier zu werden, stand für mich im Vordergrund mit außergewöhnlichen Geräten außergewöhnliche Dinge zu tun." Und er fügt hinzu: "Und das ist erfüllt worden, zu hundert Prozent.”
Köröcz war an der Erprobung der Drohne "Tracker" beteiligt und wird als nächsten Schritt ein Kompaniekommando übernehmen. Denn dafür übt er hier, an der Militärakademie.
Der Generalstabslehrgang
Vier Kompanien ergeben ein Bataillon und mehrere solche werden von einer Brigade geführt. Das Brigadekommando befiehlt in Realität also über etwa 5.000 Soldaten. Am Brigadegefechtsstand der Übung eilen Soldaten zwischen Lagekarten und Laptops herum. Sie sprechen sich beim Vornamen an und erwägen in kleinen Gruppen die nächsten Schritte. Man fühlt, dass hier jede Frage eine zu viel sein könnte, denn die Soldaten arbeiten unter Zeitdruck.
Kaderschmiede
Durch das Gewirr an Tischen und Kartentafeln schreitet einer mit markantem Schnauzbart und entschlossenem Blick: Es ist Hauptmann Christoph Dohr. Er ist einer der 25 Teilnehmer des Generalstabslehrganges. Dohr ist für den ersten Teil der Übung "Chef des Stabes" der Brigade und hat damit eine der verantwortungsvollsten Positionen dieser Übung inne. Er koordiniert die gesamte Arbeit der Stabsoffiziere. Als "Kaderschmiede" wird der dreijährige Lehrgang deshalb bezeichnet, weil dessen Absolventen danach die höchsten Leitungspositionen des Bundesheeres übernehmen.
"Das Aufnahmeverfahren für den Generalstabslehrgang war mehrstufig und sehr selektiv. Nur wenige kamen weiter", erzählt Dohr über seinen Lehrgang. Sein militärischer Lebenslauf hat bereits einiges zu bieten: Nach der Militärakademie Zugskommandant und stellvertretender Kompaniekommandant, Zugskommandant beim Luftlandeverband Jägerbataillon 25, Lehroffizier an der Heerestruppenschule und zuletzt Stabsoffizier beim Jägerbataillon 25 sowie zwei Auslandseinsätze.
Übungsunterbrechung
Es ist 14:00 Uhr. "Übungsunterbrechung" flimmert über die Bildschirme der Übungsteilnehmer. Nach drei Tagen und insgesamt 30 Stunden an den Lagekarten findet der erste Teil der "Joint Action 17" ein Ende. Sichtlich erschöpft begeben sich die Lehrgangsteilnehmer zur Nachbesprechung in einen Lehrsaal. Hauptmann Dohr erwartet harte Kritik und ergänzt: "Und das ist gut so." Der glücklich verheiratete 36-jährige Kärntner und Vater zweier Söhne ist überzeugt: "Du musst bei jeder Chance hundert Prozent geben - mit Herz, Hirn und Humor", sagt er und sucht seinen Platz im großen Lehrsaal.
Weiterführende Information
Fotos zu diesem Artikel
Hauptmann Christoph Dohr an der Lagekarte.
Dohr bespricht die Situation der Truppen.
Oberleutnant Wolfgang Köröcz erteilt per Funk einen Feuerbefehl.