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Der Südtirolkonflikt und der sicherheitspolizeiliche Assistenzeinsatz des Bundesheeres

Tirol, 11. Juli 2017  - Nachdem Italien auch nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise die Maßnahmen zur Italienisierung der Südtiroler Bevölkerung wie unter der faschistischen Herrschaft fortsetzte und die im "Pariser Abkommen" 1946 festgelegten Autonomiebestimmungen höchst zögerlich umsetzte, kam es ab Mitte der 1950er-Jahre zu Widerstandshandlungen der deutschsprachigen Südtiroler durch den "Befreiungsausschuss Südtirol" (BAS). Die italienischen Sicherheitsbehörden verstärkten ihre Kräfte in Südtirol massiv, verhaftete Südtiroler wurden gefoltert und die Lage eskalierte bis zu ihrem Höhepunkt im Juni 1967, als an der Grenze zu Osttirol auf der Porzescharte vier italienische Soldaten ihr Leben verloren.

Das Bundesheer wird an die Grenze befohlen

Als daraufhin Italien trotz der bis heute unklaren Verursacher dieses Anschlages von Österreich "spektakuläre Maßnahmen" verlangte und ein Veto gegen die österreichischen EWG-Beitrittsverhandlungen eingelegte, sah sich die Bundesregierung zum Handeln gezwungen. Mit Ministerratsbeschluss vom 11. Juli 1967 wurde das Bundesheer zum sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz an der Grenze in Nord- und Osttirol sowie in Salzburg befohlen.

Gemeinsame Patrouillen mit Gendarmerie und Zollwache

Nach dem Eintreffen der ersten drei Bataillone aus Vorarlberg, Wien und Kärnten wurde die Grenzüberwachung in Stützpunkten und Patrouillen gemeinsam mit Gendarmerie und Zollwache durchgeführt. Kontaktaufnahmen mit den italienischen Soldaten jenseits der Grenze führten bald zur Entschärfung der angespannten Lage und zu kameradschaftlichen Beziehungen.

Übergabe der Kommandoführung an das Militärkommando Tirol

Mit der Übergabe der Kommandoführung an das Militärkommando Tirol führte erstmals ein Militärkommando einen derartigen Großeinsatz des Bundesheeres. Nicht zuletzt wegen des Einsatzes der Soldaten führte der BAS keinerlei Aktionen mehr in Grenznähe durch und nach insgesamt drei Rotationen von jeweils drei Bataillonen aus fast ganz Österreich - Tiroler Soldaten wurden entgegen der landläufigen Meinung nicht aus dem Einsatz ausgespart - und dem Wintereinbruch im Hochgebirge wurde der Einsatz vorerst reduziert und in die Täler zurückgenommen und am 30. Dezember 1967 gänzlich beendet. Durch die inzwischen angelaufenen politischen Lösungsansätze führte die sogenannte "Konzentrierte Abteilung" der Bundesgendarmerie bis zum Ende der "verstärkten Grenzüberwachung" im Jahr 1970 den Grenzeinsatz weiter.

Erfahrungen aus dem Einsatz

Aus der Sicht des Innenministeriums war der eigentlich "außenpolitische" Einsatz des Bundesheeres zur Verstärkung der Grenzüberwachung ein voller Erfolg. Für die Soldaten selbst war der Einsatz durch den Dienst im Hochgebirge höchst fordernd, was aber auch dazu führte, dass der Alpinausbildung der Soldaten und vor allem des Kaders eine neue Bedeutung beigemessen wurde, was letztlich zu einer wesentlichen Erhöhung der Alpinqualifikation des Österreichischen Bundesheeres führte.

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