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Vom Klassenzimmer in die Uniform

Straß, 20. Jänner 2022  - Eigentlich ist die 31-jährige Steirerin Christina P. begeisterte Lehrerin. Aber auch der Soldatenberuf hat es ihr angetan. Die beim Jägerbataillon 17 im steirischen Straß beorderte Milizsoldatin ist nun österreichweit eine der ersten, die die neue modulare Ausbildung zum Milizunteroffizier absolviert hat.

Zugsführer Christina P. im Interview

Frau Zugsführer, wo waren Ihre ersten Berührungspunkte mit dem Bundesheer und wie kam es schließlich dazu, dass Sie sich für den Militärdienst gemeldet haben?

Ich habe 2010 an der Handelsakademie in Bruck an der Mur maturiert. Über Freunde und Verwandte kam ich schon zu dieser Zeit immer wieder in Kontakt mit dem Bundesheer und hatte durchaus Interesse. Nach der HAK habe ich Volksschullehramt in Graz studiert und 2013 abgeschlossen. Ich begann mein erstes Dienstjahr als Lehrerin. Zu dieser Zeit kam ich wieder in Kontakt mit dem Bundesheer und mein Interesse war wieder geweckt. Ein Jahr lang überlegte ich, ob ich den Schritt zum Bundesheer wagen sollte oder nicht. Mit 25 Jahren dachte ich "jetzt oder nie". Ich beendete mein zweites Dienstjahr und meldete mich 2015 freiwillig zum Ausbildungsdienst.

Es ist ja nicht alltäglich, dass eine fertig ausgebildete Volksschullehrerin den Schritt zum Militär wagt. Rückblickend: Wie empfanden Sie die ersten Wochen und Monate in der Kaserne?

Ich bin für die Basisausbildung nach Aigen im Ennstal in die Kaserne Fiala-Fernbrugg eingerückt. Nach vier Wochen wurde ich zum  Jägerbataillon 17 nach Straß versetzt. Hier habe ich die nächsten sechs Monate verbracht. Ich merkte schnell, dass die Erfahrungen anderer nicht auf meine Ausbildung zutrafen. Wir erlebten und lernten extrem viel und ich konnte viele neue Kompetenzen erwerben. Wir verlegten auf den Truppenübungsplatz Seetaler Alpe, machten Orientierungsmärsche, übten in der Ortskampfanlage in Pöls und ich konnte auch die Heeresführerscheine B und C machen.

Ehrlich gesagt war es natürlich auch sehr anstrengend, aber die Kameradschaft war sehr gut. So etwas erlebt man in der Privatwirtschaft  nicht. Ein Assistenzeinsatz an der Staatsgrenze im Burgenland bildete schließlich den Abschluss für uns.

Da war aber noch nicht Endstation, Sie zog es mit dem Bundesheer ins Ausland. Erzählen Sie uns, wie es weiter ging?

Für mich ging es danach direkt in die Vorbereitung  für den Auslandseinsatz im Libanon. Dort war ich für zwölf Monate als  "Jammer"-Fahrerin eingesetzt. Der "Jammer" ist ein Spezialfahrzeug, das in Konvois eingegliedert wird und während der Fahrten das Funk- und Handynetz blockiert, um den Transport zu schützen.

Wir legten unzählige Kilometer quer durch das Land zurück. Auch hier konnte ich wieder viele Erfahrungen sammeln und schloss Freundschaften fürs Leben. Und: Man lernt das Leben bei uns in Österreich viel mehr zu schätzen. Für uns ist es selbstverständlich, sauberes Trinkwasser, eine gute Krankenversorgung und überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Das alles ist im Libanon nicht der Fall. Dies zu sehen und zu erleben, war für mich oft belastend. Nach einem Jahr Einsatz war ich doch sehr froh, wieder zu Hause zu sein und in ein normales Leben zurückzukehren.

Der Kontakt zu den Kameraden blieb aufrecht und ich beschloss, mit einigen von ihnen nach einem Jahr wieder in den Libanon zu gehen. Eingeteilt als Tankwagenfahrerin konnte ich in der Einsatzvorbereitung den Anhängerschein E zu C machen und wurde in den Tankwagen eingewiesen. Nach weiteren fordernden aber auch interessanten Monaten wurde auf meinen Wunsch meine Einsatzdauer um ein halbes Jahr verlängert.

Und dann hat die Corona-Pandemie auch unser Kontingent eiskalt erwischt. Urlaube wurden gecancelt und jene, die bereits unterwegs waren, blieben auf irgendwelchen Inseln hängen. Nach 19 Monaten im Einsatz kehrte ich im Juli 2020 schließlich wieder in meine Heimat zurück.

Vom Auslandseinsatz zurück ins Klassenzimmer?

Ja, ich begann wieder als Lehrerin zu arbeiten und lebte mich sehr schnell ein. In dieser Zeit entstand auch das modulare Ausbildungssystem zum Unteroffizier für die Miliz.

Und das war dann die Möglichkeit, den Beruf als Lehrerin und jenen als Soldatin noch besser zu vereinbaren. "Next Step" zur Frau Wachtmeister?

Stimmt! Ich spielte schon oft mit dem Gedanken, eine Unteroffizierslaufbahn einzuschlagen. Doch ich liebe meinen zivilen Beruf ebenso und beides war aufgrund der Ausbildungsdauer zum Unteroffizier nicht miteinander zu kombinieren. Anfang des Jahres 2021 hörte ich dann, dass die modulare Milizausbildung startete. Natürlich meldete ich mich sofort. Da ich bis dahin schon einige Kurse machen konnte, wurden mir für meine Funktion als Transport-Gruppenkommandantin einige Ausbildungen angerechnet. So war es mir möglich, innerhalb eines Jahres die modulare Milizunteroffiziersausbildung abzuschließen. Nun stehe ich kurz vor der Beförderung zum Wachtmeister. Ich bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein und es geschafft zu haben, neben dem Beruf als Lehrerin auch meinen Beitrag als Milizsoldatin im Österreichischen Bundesheer zu leisten.

Eigentlich ist Zugsführer Christina P. Lehrerin.

Eigentlich ist Zugsführer Christina P. Lehrerin.

Der Steirerin gefällt aber auch der Job als Soldatin.

Der Steirerin gefällt aber auch der Job als Soldatin.

Beim Jägerbataillon 17 in Straß...

Beim Jägerbataillon 17 in Straß...

...kümmert sie sich um schwere Fahrzeuge.

...kümmert sie sich um schwere Fahrzeuge.

Zugsführer P.: "Ich konnte beim Bundesheer viele Erfahrungen sammeln und schloss Freundschaften fürs Leben."

Zugsführer P.: "Ich konnte beim Bundesheer viele Erfahrungen sammeln und schloss Freundschaften fürs Leben."

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