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Ukraine: 3 Fragen - 3 Antworten, Teil 18

Wien, 25. März 2022  - Militär-Logistikexperte Oberst Andreas Alexa ist Forscher und Lehrer am Institut für Höhere Militärische Führung an der Landesverteidigungsakademie. Hier erklärt er einige Aspekte, die oft in Fragen rund um die Logistik im Ukraine-Krieg auftauchen.

Das sagt unser Experte:

In der Ukraine stehen beide Konfliktparteien vor der Herausforderung, den Nachschub für ihre Streitkräfte sicherzustellen. Welche Herausforderungen muss die ukrainische Armee dabei bewältigen?

Die Versorgung der ukrainischen Streitkräfte mit den notwendigen Gütern wie Munition, Betriebsmittel oder Verpflegung gestaltet sich nicht einfach.

Aufgrund der räumlichen Ausdehnung der ukrainischen Verteidigungslinie im Osten des Landes müssen die Güter aus Depots und Lagern über weitere Zwischenbasen zu den eingesetzten Kräften zugeführt werden. Dies erfolgt aber, zumindest in den noch nicht von Russland okkupierten Gegenden, unter einer geringen Feindbedrohung, wenn man von einer Bedrohung durch weitreichende Artillerie bzw. durch Angriffe aus der Luft absieht.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die derzeit in Teilen noch funktionierende Wirtschaft Ressourcen wie Verpflegung oder Betriebsmittel zur Verfügung stellen kann.

Wenn es um die Logistik geht, wird immer wieder auf die Bedeutung von Eisenbahnlinien für die russische Armee hingewiesen. Warum ist das so? 

Aufgrund der Ausdehnung und der Größe Russlands werden ca. 80 Prozent der Güter am Land mit der Eisenbahn transportiert. Russland verfügt über das drittgrößte Schienennetz der Welt. 

Aber genau so, wie sich die zivile Wirtschaft auf die Eisenbahn abstützt, sind auch die russischen Streitkräfte von der Eisenbahn abhängig. So erfolgt der Transport von Truppen, Gerät, Munition und Kraftstoff zum Großteil mit der Bahn. Dies wird auch im Zuge von größeren Manövern geübt und ist somit die effizienteste und effektivste Weise, um die russischen Streitkräfte zu verlegen.

Wegen der Wichtigkeit der Eisenbahn haben die russischen Streitkräfte auch spezielle Eisenbahntruppen. Diese haben die Aufgabe Eisenbahnlinien zu schützen, zu betreiben und auch zu reparieren.

Aber sind Eisenbahn-Schienen nicht viel leichter zu zerstören als Straßen?

Die Eisenbahn hat eine hohe Bedeutung in der Versorgung der russischen Streitkräfte, weil damit größere Mengen an Gütern transportiert werden können. Ein Vorteil für die russischen Streitkräfte ist, dass in der Ukraine dieselbe Spurweite wie in Russland verwendet wird. Weiters können die russischen Züge eisenbahntechnisch uneingeschränkt in der Ukraine fahren, da dasselbe Betriebs- und Sicherungssystem und dasselbe Stromsystem verwendet werden.

Würde jetzt dieses Betriebssystem durch Sabotageakte gestört, könnten die russischen Streitkräfte mit den eigens vorgesehenen Eisenbahntruppen trotzdem den Betrieb in wenigen Tagen wiederaufnehmen. Anders sieht es aus, wenn wichtige Eisenbahnbrücken oder Stellanlagen gesprengt werden. Dann wäre diese Strecke für einen längeren Zeitraum nicht benutzbar.

Die Blockade einer Straße würde nur dort Sinn machen, wo es keine Umfahrungsmöglichkeiten gibt. So kann beispielsweise die Sprengung einer Brücke über einen Fluss Versorgungslinien unterbrechen.

Unsere Experten beantworten Fragen rund um den Krieg in der Ukraine.

Unsere Experten beantworten Fragen rund um den Krieg in der Ukraine.

Oberst Andreas Alexa.

Oberst Andreas Alexa.

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