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Ukraine: 3 Fragen - 3 Antworten, Teil 26

Wien, 20. April 2022  - Rund um den Krieg in der Ukraine wird immer wieder der Einsatz von Atomwaffen befürchtet. Detoniert eine Atombombe in der Luft, entsteht ein sogenannter "Nuklearer Elektromagnetischer Impuls", der zu weitreichenden Zerstörungen elektronischer Systeme führen kann.

Oberst Jürgen Schlechter ist Leiter des ABC-Abwehrzentrums des Bundesheeres, das sich mit atomaren, biologischen und chemischen Gefahren beschäftigt. Er erklärt, wie sich ein solcher Impuls auswirken könnte.

Das sagt unser Experte:

Was ist ein Nuklearer Elektromagnetischer Impuls und wie entsteht er?

Ein Nuklearer Elektromagnetischer Impuls (NEMP) ist ein hochenergetisches Ladungsfeld, das als Folge einer Nukleardetonation in Bodennähe, vor allem aber in großer Höhe, entsteht. Ein NEMP ist durch seine besonders steile Anstiegsgeschwindigkeit und Breitbandigkeit charakterisiert, denn bereits nach vier Nanosekunden erreicht er 90 Prozent des Maximalwerts, sodass übliche Überspannungsableiter (Blitzschutzeinrichtungen) nicht rechtzeitig reagieren können.

Bei hohen Detonationswerten in großen Höhen kann dies zu einem "Blackout" führen, der kontinentale Ausmaße erreichen kann. Eine exakte Wirkungsvorhersage ist kaum möglich, weshalb ein Angreifer auch mit Schäden auf seinem Gebiet und unter seinen Kräften rechnen muss. Ein elektromagnetischer Puls kann jedoch auch auf natürlichem Weg entstehen, zum Beispiel als Folge von Blitzentladungen und geomagnetischen Stürmen. Waffen, deren Wirkung auf einen elektromagnetischen Impuls bei gleichzeitig minimalen anderen Schadwirkungen optimiert sind, werden auch als E-Bomben oder EMP-Bomben bezeichnet.

Wie wirkt ein Nuklearer Elektromagnetischer Impuls?

Elektromagnetische Impulse können elektrische und vor allem elektronische Bauteile im Wirkungsbereich zerstören. Das bedeutet, alle elektronisch gestützten Maschinen – vom Flugzeug bis zum Herzschrittmacher - werden ge- oder zerstört. Der Impuls gefährdet sämtliche zentralen Systeme von Kommunikationseinrichtungen, Banken, Rundfunk, Rettungswesen, Krankenhäusern, Energieversorgern und im Transportwesen – nichts funktioniert dann mehr, ein Blackout ist die Folge.

Kann man sich vor einem Nuklearen Elektromagnetischen Impuls schützen?

Ein Schutz vor einem NEMP ist durch die Einkapselung von Anlagen und Geräten in einen Faradayschen Käfig und durch entsprechende Schutzschaltungen (galvanische Trennung, spezielle Überspannungsableiter) auf allen elektrischen Zuleitungen möglich. Der Schutz vor einem NEMP wird auch als NEMP-Härtung bezeichnet.

Unsere Experten beantworten Fragen rund um den Krieg in der Ukraine.

Unsere Experten beantworten Fragen rund um den Krieg in der Ukraine.

Oberst Jürgen Schlechter.

Oberst Jürgen Schlechter.

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