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Ukraine: 3 Fragen - 3 Antworten, Teil 35

Wien, 25. November 2022  - Zur Abwehr von Bedrohungen aus der Luft wurde von Deutschland die "European Sky Shield Initiative" gestartet. Damit soll die europäische Luftverteidigung gestärkt werden. 

Oberst Thomas Golda leitet das Institut Fliegerabwehr an der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule des Bundesheeres in Langenlebarn. Er erklärt, um welche Abwehrsysteme es sich handelt und vor welchen Bedrohungen aus der Luft diese schützen sollen.

Das sagt unser Experte:

Worum handelt es sich bei der "European Sky Shield Initiative"?

Der Krieg in der Ukraine zeigt wie mannigfaltig die Bedrohungen aus der Luft sind. Dem Einsatz von unbemannten Systemen wie Drohnen als auch dem Einsatz von Waffen wie ballistischen Raketen und Marschflugkörpern kommt eine immer größere Bedeutung zu. Zur Abwehr dieser Bedrohungen aus der Luft wurde von Deutschland die "European Sky Shield Initiative" (ESSI) gestartet. Mit ESSI soll die europäische Luftverteidigung gestärkt werden.

Jene 15 europäischen Staaten welche das Abkommen für ESSI unterzeichneten, sind alle Mitglieder der NATO. Zur Abwehr der oben genannten Bedrohungen kommen fast ausschließlich Mittel der bodengebundenen Luftabwehr zum Einsatz. Hiezu zählen Abwehrsysteme wie Raketen, Kanonen und in naher Zukunft auch Laser. Ziel der teilnehmenden Nationen ist es, die vorhandenen Fähigkeiten zur Abwehr auszubauen und erkannte Fähigkeitslücken zu schließen.

Warum soll Luftverteidigung im internationalen Verbund und nicht national betrieben werden?

Das Ziel von ESSI ist es Systeme zur Abwehr gemeinsam zu beschaffen und zu betreiben. Wie in der Beantwortung der ersten Frage angeführt, gilt es vorhandene Fähigkeiten auszubauen und erkannte Fähigkeitslücken durch internationale Zusammenarbeit zu schließen. Zur Abwehr von ballistischen Raketen, welche auf ihrer Flugbahn große Höhen erreichen, bedarf es des Einsatzes von Abwehrsystemen, welche Ziele auch außerhalb der Atmosphäre bekämpfen können.

Ein Beispiel hierfür ist das aus Israel stammende System Arrow 3, welches Ziele bis in eine Höhe von 100 km bekämpfen kann. Die Reichweite dieses Abwehrsystems ermöglicht den Schutz sehr großer Gebiete, wodurch nicht jeder Staat gezwungen ist diese selbständig zu betreiben. Die Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern erfordert meist den Einsatz von Lenkwaffen kürzerer Reichweite, von Kanonensytemen oder Lasern. Auch hiebei wird eine gemeinsame Entwicklung, Beschaffung und ein gemeinsamer Betrieb, zwecks Erhöhung der Effizienz und zum Einsparen von Kosten, angestrebt. In diesem Fall stellen die israelischen Systeme Iron Dome und David´s Sling einsatzerprobte Beispiele dar. 

Ist auch Österreich diesen Bedrohungen aus der Luft ausgesetzt?

Auch Österreich ist vor solchen Bedrohungen nicht ausgenommen. Wie das Beispiel der in Kroatien abgestürzten großen Drohne vom Typ Tupolew Tu-141 im März dieses Jahres zeigt, kann es jederzeit und ohne Vorwarnung zu einem Vorfall kommen. Von wem diese Drohne gestartet wurde, was die Absicht dahinter war oder ob es sich nur um ein "Versehen" gehandelt hat, wird wohl nie restlos aufgeklärt werden.

Daher ist es umso wichtiger, entsprechende Abwehrmöglichkeiten zu haben, um kritische Infrastruktur oder die Bevölkerung in Ballungszentren wirksam schützen zu können. Diese Aufgabe ist, wie oben dargestellt, für Einzelstaaten aber nur sehr schwer zu bewerkstelligen. Erst mehrere Abwehrsysteme unterschiedlicher Reichweiten in einem gemeinsamen Verbund können daher einen flächendeckenden Schutz vor Bedrohungen aus der Luft im gesamten Spektrum sicherstellen.

Für Österreich würde daher eine Teilnahme an dieser Initiative einen hohen Sicherheitsgewinn, bei geringeren Kosten durch die gemeinsame Beschaffung und das gemeinsame Betreiben der Systeme, darstellen.

Unsere Experten beantworten Fragen rund um den Krieg in der Ukraine.

Unsere Experten beantworten Fragen rund um den Krieg in der Ukraine.

Oberst Thomas Golda.

Oberst Thomas Golda.

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