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Fragen und Antworten zur Beschaffung des Mehrzweckhubschraubers "Leonardo AW169"

Wien, 21. Dezember 2022  - Hier finden Sie Antworten zu Fragen rund um die Beschaffungskooperation mit Italien:

1. Wie hoch ist das Beschaffungsvolumen?

Der Government-to-Government (G2G) Vertrag umfasst ein Volumen von ca. 346 Millionen Euro. Mit den Kosten für Infrastrukturvorsorgen (Hangarerrichtung bzw. -sanierung, Simulatorgebäude, sonstige bauliche Maßnahmen), für beizustellende Komponenten und unter Berücksichtigung von 20% Umsatzsteuer belaufen sich die Gesamtaufwendungen für das Verteidigungsministerium auf ca. 446 Millionen Euro. Bei einer Vertragsanpassung (also mit einem Ankauf von weiteren 18 Hubschraubern) beträgt das Gesamtvolumen ca. 304 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung der infrastrukturellen Maßnahmen und Umsatzsteuer entfallen für das Verteidigungsministerium insgesamt ca. 427 Millionen Euro.

2. Wieviel kostet ein Hubschrauber in der Beschaffung?

Ein Hubschrauber dieses Typs kostet in der Beschaffung zwischen acht und 15 Millionen Euro, je nach Ausstattung und Zusatzpaketen.

3. Wie viele Hubschrauber werden beschafft?

Mit der am 21. Dezember 2022 unterschriebenen Option ist eine Beschaffung von 36 Stück geplant, um jederzeit genügend Hubschrauber für die Bewältigung von Aufgaben zur Verfügung zu haben. Man muss hier Instandsetzung und Schulungen mit einberechnen.

4. Wie steht es mit der Wertschöpfung für die österreichische Wirtschaft?

Bereits jetzt gibt es in Österreich einige Firmen, die als Zulieferer für den Leonardo-Konzern arbeiten. Die Wirtschaftskammer pflegt intensive Kontakte mit dem Hersteller des AW169, um österreichische Firmen an der Wertschöpfung beteiligen zu können.

5. Warum fiel die Entscheidung auf den teuersten Hubschrauber?

Für einen konkreten Vergleich darf nicht nur der Preis, sondern müssen auch die Fähigkeiten (Leistung, Geschwindigkeit, Eignung im hochalpinen Gelände, Sitzplätze, Zuladung, Avionikausstattung, …) eines Hubschraubers herangezogen werden. Die Hubschrauber in dieser Größe bewegen sich im selben Preissegment. So hat beispielsweise die norwegische Polizei Hubschrauber beschafft, nachdem der AW169 als Bestbieter hervorgegangen ist und der Airbus H-145 unterlag.

6. Warum gab es kein Vergabeverfahren?

Das BMLV war auf der Suche nach einem Partner, mit dem eine Kooperation in allen Bereichen möglich ist, um über den gesamten Lebenslauf eines Systems kostenoptimiert arbeiten zu können. Über ein Vergabeverfahren können keine Kooperationen mit Partnernationen etabliert werden, wie z.B. gemeinsame Nutzung von Simulatoren, optimierte Lagerhaltung, Modifikationen im Lebenslaufzyklus, aber insbsondere auch gemeinsame Übungen, Einsatzvorbereitung und Einsätze.

7. Warum wurde dieses Modell ausgewählt?

Ausschlaggebend ist die Kooperation. Das BMLV hat mit Italien einen Partner gefunden, der willens ist, in allen Bereichen des Betriebs von Militärhubschraubern mit dem Österreichischen Bundesheer zu kooperieren. Nachdem Italien bis zu 100 AW169, der auch den österreichischen Forderungen entspricht, beschaffen wird (40 Hubschrauber wurden bereits vertraglich fixiert und sind zum Teil schon ausgeliefert), wird dieser Hubschrauber als Teil einer Gesamtkooperation beschafft.

8. Gibt es bereits Erfahrungen mit dieser Firma?

Das Bundesheer betreibt den AB-212, der von der Fa. Leonardo Helicopter (vormals Agusta Westland) hergestellt wurde. Auch der AB-204 sowie der AB-206, die vom Bundesheer betrieben wurden bzw. werden, stammen aus dieser Produktion. Die Radaranlagen der Luftraumüberwachung sowie der Militärflugplätze sind ebenso Produkte des Leonardo-Konzerns.

9. Ist der Hubschrauber nachtflugfähig?

Ja.

10. Wann wird der erste Hubschrauber in Österreich landen?

Der erste Hubschrauber wird am 21.Dezember 2022 von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner an die Luftstreitkräfte übergeben. Die weiteren Hubschrauber sind in den darauffolgenden Jahren im Zulauf und 2028 sollen alle 36 Hubschrauber in Österreich sein.

11. Wo werden die Hubschrauber stationiert?

12 Hubschrauber werden in Langenlebarn als Einsatzhubschrauber, 12 Hubschrauber werden als Einsatzhubschrauber in Aigen/Ennstal und 12 werden als Schulhubschrauber/Einsatzhubschrauber in Langenlebarn stationiert.

12. Kann die derzeit vorhandene Infrastruktur genützt werden oder sind hier zusätzliche Maßnahmen und damit weitere Kosten verbunden?

Das Abstellen und die Materialerhaltung sind in den verfügbaren Hangars auf den jeweiligen Militärflugplätzen zum Teil möglich. Neubauten bzw. Sanierungen von bereits vorhandener Infrastruktur werden jedenfalls sowohl für die Hubschrauber aber insbesondere für die Simulatoren erforderlich werden. Hierzu werden entsprechende budgetäre Mittel vorgehalten.

13. Was bedeutet die Typenentscheidung für die Piloten/Techniker?

Ein Erstpaket an Umschulungen für Piloten und Techniker wurde mitbeschafft. Zukünftige Ausbildungen werden dann durch das Bundesheer selbst durchgeführt werden.

14. Kann dieser Hubschrauber alles leisten, was die "Alouette" III leisten kann?

Der AW169 kann alles leisten, was die "Alouette" III leisten konnte und wird noch mehr leisten können. Das reicht von einer höheren Transportkapazität in der Kabine über die Möglichkeit, schwerere Außenlasten zu transportieren, bis zur Fähigkeit, auch unter Instrumentenflugbedingungen zu fliegen.

15. Welche anderen Nationen haben diesen Hubschrauber schon militärisch eingeführt? Welche Erfahrungen ergeben sich daraus?

Italien. Es besteht die Möglichkeit einer umfassenden Kooperation mit einem EU-Partner, der an Österreich angrenzt.

16. Gibt es bereits andere Organisationen in Österreich oder Nachbarländern,die diesen Typ nutzen?

Bisher wurden mehr als 200 AW169 ausgeliefert, wovon die Hälfte im Rettungsdienst verwendet wird. Unter anderem betreiben die norwegische und slowenische Flugpolizei AW169, in Italien neben den Streitkräften auch die Carabinieri und die Guardia de Finanza.

17. Ist dieser Hubschrauber für Waldbrände einsetzbar?

Ja. Hier zeigt sich auch eine höhere Transportkapazität als bei der "Alouette" III. Diese konnte Löschbehälter mit 500 Litern aufnehmen. Die AW169 kann die zwei- bis  dreifache Menge an Löschwasser aufnehmen.

18. Gibt es Gegengeschäfte in Zusammenhang mit der Beschaffung dieses Hubschraubers?

Nein.

19. Kann der Hubschrauber bewaffnet werden?

Ja, es gibt verschiedene Missionseinrüstungspakete, mit welchen der Hubschrauber für verschiedenste Aufgaben ausgestattet werden kann.

20. Wie lange ist die geplante Nutzungsdauer?

Mindestens 30 Jahre.

21. Welche Hubschrauber ersetzt der AW169?

Er ersetzt die "Alouette" III, die nach 50 Jahren am Ende ihrer technischen Lebensdauer sind sowie in weiterer Folge auch den OH-58.

22. Hat dieser Hubschrauber einen sehr starken "Downwash"?

Der Hubschrauber hat einen ähnlichen "Downwash" wie ein H-145 oder ein Bell 429, weil die Rotorkreisfläche größer ist und somit trotz des höheren Gewichts ein vergleichbarer Luftdurchsatz (= "Downwash") erzeugt wird.

23. Wird dieser Hubschrauber als "Papierhubschrauber" bezeichnet?

Die Definition eines Papierhubschraubers ist nicht bekannt. Faktum ist, dass bereitsmehr als 200 AW169 ausgeliefert wurden und die italienischen Streitkräfte bereits rund 40 Stück beschafft haben (22 für die Guardia di Finanza, 15 für die Armee) und noch weitere Hubschrauber (insgesamt ca. 100) beschaffen werden.

24. Ist er als Schulungshubschrauber nicht zu groß?

Der Vorteil in der Verwendung eines identen Hubschraubers für Einsatz und Ausbildung liegt darin begründet, dass der Großteil der Schulung bereits am Schulhubschrauber durchgeführt wird und eine Umschulung auf den Einsatzhubschrauber nicht mehr erforderlich ist. Darüber hinaus können auch Ausbildungsaufgaben, die derzeit den Einsatzstaffeln zugeordnet sind, durch die Schulhubschrauber erledigt werden und die Einsatzstaffeln so entlasten. Dies führt zu einer höheren Verfügbarkeit von Hubschraubern für die Erfüllung der Einsatzaufgaben. Der AW169 wird auch in Italien als Schulhubschrauber verwendet.

25. Es gab schon einmal einen Absturz dieses Hubschraubers in England. Die Ursache war auf einen technischen Defekt beim Heckrotor zurückzuführen. Wurde dieses Problem bereits behoben?

Nach unserem Wissenstand war dies ein Einzelfehler beim betroffenen Hubschrauber, der keine Auswirkungen auf den Rest der Flotte hat. Der Hersteller evaluiert seine Systeme jedoch ständig und führt bei Bedarf auch entsprechende Modifikationen bei den Hubschraubern aus.

26. Wie viele Personen können transportiert werden?

Es können bis zu zehn Passagiere transportiert werden.

27. Welche Bewaffnung bekommt der Hubschrauber?

Das Waffensystem besteht aus folgenden Komponenten: Bordkanone (12,7mm), ungelenkte Raketen, eine mit Laser endphasengesteuerte Lenkrakete, ein FLIR, das neben Luftaufklärungsaufgaben auch für einen präzisen Waffeneinsatz verwendet werden kann und ein im Hubschrauber integrierter Waffenrechner inkl.Visiermöglichkeit. Die Waffen sollen auf einem Träger aufgebaut sein, der innerhalb weniger Stunden in den Hubschrauber ein- und ausbaubar ist.

28. Warum werden anstelle des AW169 nicht einfach mehr "Black Hawk"gekauft?

Der S-70 "Black Hawk" ist wesentlich größer und kostet in der Anschaffung zumindest das Doppelte. Auch im Betrieb ist er teurer und für viele Aufgaben gar nicht notwendig. Der AW169 ergänzt die Hubschrauberflotte des Bundesheeres daher optimal.

29. Wann kommen die neuen drei "Black Hawk"?

Im Februar 2022 wurde der dritte nachgerüstete "Black Hawk" übergeben. DerAnkauf von drei weiteren sollte gemäß Vertrag mit 2025 abgeschlossen sein. Verzögerungen aufgrund der Einschränkungen in Bezug auf Covid-19 kann man aber derzeit nicht ausschließen.

30. Wo wird die Typenwerft stationiert sein?

Die Typenwerft, welche für die Materialerhaltung verantwortlich ist, befindet sich in Aigen im Ennstal.

Wie lange dauert die Ausbildung/Umschulung der Piloten/Techniker?

Eine Typenerweiterung bzw. Umschulung für Piloten dauert ca. zehn Wochen. Bei technischem Personal beträgt die Ausbildungszeit sechs Wochen, wovon drei Wochen Theorie und drei Wochen Praxisausbildung sind.

Der Mehrzweckhubschrauber "Leonardo AW169".

Der Mehrzweckhubschrauber "Leonardo AW169".

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