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Interview mit Brigadier Christian Segur-Cabanac

Wien, 26. März 2001  - geführt von Hauptmann Karl Bischinger

Herr Brigadier, momentan beherrscht der Konflikt in Mazedonien sowohl die Medienberichterstattung als auch die politische Situation in Südost-Europa. Wie beurteilen Sie als Verantwortlicher für Auslandseinsätze diesen Konflikt bzw. seine möglichen Auswirkungen auf die Region?

"Der Konflikt in Mazedonien dürfte die Wiederholung eines Strickmusters sein, nach dem hier in Südost-Europa bereits seit 10 Jahren alle Konflikte ablaufen. Nichtanerkennung von ethnischen Minderheiten, der daraus resultierende Unmut, die Radikalisierung und das bewaffnete Vorgehen gegen die Mehrheit zur Erkämpfung der vorenthaltenen Rechte, das sind die markantesten Aspekte dieser Auseinandersetzungen. Es wird daher in Zukunft wichtig sein, sich nicht als Partei in den Konflikt verstricken zu lassen, sondern weiterhin streng nach den Grundsätzen der Unparteilichkeit vorzugehen und den Auftrag zu erfüllen. Einen Auftrag gibt es aber nur für den Kosovo und sowohl der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen als auch die Nato in der Person des Nato-Generalsekretärs Lord Robertson haben erklärt, dass an eine Ausweitung des KFOR-Einsatzes auf Mazedonien derzeit nicht gedacht ist."

Das dritte Kosovo-Kontingent befindet sich kurz vor der Ablöse. Herr Brigadier, wie beurteilen Sie den bisherigen Einsatz? Sind die von Österreich gesteckten Ziele erreicht worden ?

"Ich ziehe eine überaus positive Bilanz. Die Ziele, die sich die österreichische Bundesregierung gesteckt hat, sind voll erreicht worden. Das Bundesheer wirkt solidarisch bei der Friedensbewahrung und Friedensschaffung in einem Gebiet, das für Europa von großer Bedeutung und Relevanz ist. Damit kann Österreich auch seinen Einfluss bei politischen Entscheidungen geltend machen. Wir werden uns allerdings darauf einstellen müssen, dass wir die nächsten Jahre dieses Bataillon im Kosovo stellen werden. Diese Aufgabe wird neben dem Peacekeeping-Einsatz am Golan das Schwergewicht des Bundesheer-Auslandsengagements darstellen."

Die Österreicher genießen innerhalb der deutschen Brigade bzw. bei der Nato-Einsatzführung sowie bei der einheimischen Bevölkerung sehr hohes Ansehen. Haben Sie diesbezüglich bereits Rückmeldungen erhalten?

"Der Kommandant der KFOR, General Carlo Cabigiosu, hat ausdrücklich die Ausrüstung, die Bewaffnung und den Ausbildungsstand der österreichischen Soldaten gelobt. Und das im Rahmen des Einsatzes von österreichischen Soldaten in Kosovska Mitrovica als Teil der KFOR-Reserve. Das ist kein Einzelfall. Bisher haben sich alle deutschen Brigadekommandanten immer lobend über die professionelle Einstellung der Österreicher geäußert. Die Rückmeldungen aus der Zivilbevölkerung vor allem im Hinblick auf unsere CIMIC-Aktivitäten und die Unterstützung im humanitären Bereich zeigen, wie gut das österreichische Kontingent bei der einheimischen Bevölkerung verankert ist."

Wenn man die Infrastruktur des Camps, die Mannesausrüstung der Soldaten sowie die sonstige Geräte-Ausstattung betrachtet, hält Österreich einen international sehr hohen Standard. Wir haben also unsere Soldaten bestens vorbereitet und ausgerüstet in den Einsatz geschickt. Ist das auch ein haltbarer Standard für mögliche zukünftige Einsätze?

"Wir versuchen natürlich das Beste zum Einsatz zu bringen. Man muß aber in diesem Zusammenhang auch kritisch anmerken, daß es zu Lasten der Substanz der Verbände zuhause geht. Es wird daher in Zukunft ohne zusätzliche Mittel für die militärische Landesverteidigung nicht möglich sein, den Standard und die Qualität unserer Auslandseinsätze, wie wir es bisher gewohnt sind, aufrechtzuerhalten."

Brigadier Segur im Interview mit Hauptmann Bischinger.

Brigadier Segur im Interview mit Hauptmann Bischinger.

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