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Das Bundesheer hilft nach Erdbebenkatastrophe in der Türkei

Wien, 24. September 1999  - In den frühen Morgenstunden des 17. August 1999 hat ein Erdbeben der Stärke 7,4 auf der Richterskala mit Epizentrum Izmit schwere Sach- und Personenschäden im wichtigsten Industriegebiet der Türkei angerichtet. Ferner ist dieser Raum durch eine besonders hohe Bevölkerungsdichte gekennzeichnet. Der Schadensraum erstreckt sich von Izmit bis in die Bereiche Gölcük, Istanbul, Sakarya (Adapazari) und Bolu.

Die türkische Regierung ist am 17. August mit dem dringenden Ersuchen an Österreich herangetreten, österreichische Militäreinheiten für Such- und Rettungseinsätze, Suchhunde und Bergegerät aller Art in das Erdbebengebiet zu entsenden. Noch am selben Tag wurde von Verteidigungsminister Fasslabend die Anordnung zur Entsendung der Katastrophenhilfseinheit des österreichischen Bundesheeres (AFDRU – Austrian Forces Disaster Relief Unit) erteilt.

Das österreichische Katastrophenhilfsteam setzte sich aus einer Kommandogruppe (Lagekartenführer, Chemiker, Statiker, Dolmetscher, Verbindungsoffiziere und Fernmelder), aus einer Versorgungsgruppe (Dienstführender, Nachschubspezialisten und Mechaniker), aus einer Sanitätsgruppe (Ärzte und Sanitäter), aus zwei Rette- und Bergegruppen sowie 12 Suchhunden mit Führern (8 Hunde und Führer der Wiener Berufsfeuerwehr sowie 4 Hunde und Führer der österreichischen Hundesportunion) zusammen. Der Einsatz von Such- und Rettungskräften des österreichischen Bundesheeres erfolgte im Raum Yalova (eine besonders schwer zerstörte Stadt am Golf von Izmit).

Die 65 AFDRU-Angehörigen verlegten am 18. August 1999, um 0440 Uhr, mit einer Boeing 733 der Lauda Air nach Istanbul. Eine Herkules Transportmaschine mit rund 20 Tonnen an Gerät und Versorgungsgütern folgte unmittelbar danach. Am 22. August landete eine weitere Herkules Transportmaschine, diesmal mit Versorgungsgütern für das Katastrophenhilfsteam sowie weiteren 6 Tonnen an zusätzlicher Ausrüstung. Als Kontingentskommandant des Katastrophenhilfsteams war der 34-jährige Hauptmann Otto Strele, Kompaniekommandant der ABC-Abwehrkompanie in Hörsching/Oberösterreich, eingeteilt. Im Kontingent befanden sich eine Reihe von Experten, die bereits über Erfahrungen bei Erdbebeneinsätzen (Armenien 1988), bei der Trinkwasseraufbereitung (Polen und Albanien) sowie beim "Fire-Fighting" - Feuerbekämpfung (SFOR/Bosnien) verfügen (Major Sommer, eingesetzt als Hauptlehroffizier für Rette- und Bergedienst an der ABC-Abwehrschule, Major Dr. Marhold, als Experte für gefährliche Stoffe an der ABC-Abwehrschule, verfügt bereits über einen Einsatz als Chief Inspector im Irak, Oberstarzt Dr. Harbich von der Sanitätsschule und Frau Hauptmannarzt Dr. Sperandio vom Militärspital 2 in Innsbruck sowie Oberstleutnant Ing. Kühnel, der im Katastrophenhilfsteam als Statiker arbeitet).

Vom österreichischen Katastrophenhilfsteam wurden im Erdbebengebiet Yalova vorwiegend folgende Ausrüstungsgegenstände und Gerätschaften eingesetzt:

  • Schutzbekleidung (Schutzanzug schwer und Overgarnment)
  • Hebekistensatz (ein 50x50 cm großes Kissen zum Aufheben schwerer Lasten bis 24t)
  • elektrisches Abbaugerät (Abbauhammer, Bohrhammer etc.)
  • Atemschutzgeräte
  • Schallortungsgeräte (diese ermöglichen das Auffinden von verschütteten Personen)
  • Ab- und Aufseilgeräte (beispielsweise Rollgliss für das Auf- und Abseilen des Einsatzpersonals bzw. von verletzten Personen)
  • Ausrüstung zur Brandbekämpfung
  • Leckdichtkissensatz (ermöglicht das Abdichten von Gasleitungen und Behältern)
  • Trinkwasseraufbereitungsanlage
  • Hebewerkzeuge (zum Stützen, Heben und Ziehen schwerer Lasten)

Die Soldaten des Bundesheeres konnten in Yalova insgesamt 12 Menschen lebend bergen, wobei die schwierigste Bergung 22 Stunden dauerte.

Mit 28. August verlegten 60 Angehörige der ABC-Abwehrtruppe mit 4 Trinkwasseraufbereitungsanlagen und rund 140 Tonnen an Ausrüstung in das Katastrophengebiet in der Türkei, um die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser sicherzustellen. Der Einsatzort befand sich in Raum Yalova. Der Einsatz dauerte vom 28. August bis 21. September 1999. Während dieses Zeitraumes wurden mit allen 4 Trinkwasseraufbereitungsanlagen rund 2 Mio Liter Wasser aufbereitet und für die Trinkwasserversorgung zur Verfügung gestellt. Damit konnte bis zur Wiederherstellung der örtlichen Wasserversorgung wesentlich zur Vermeidung von Krankheiten und Seuchen beigetragen werden.

Im Rahmen der entsendeten Einheit wurde auch eine Sanitätsgruppe zur Betreuung der obdachlosen Zivilbevölkerung eingesetzt, durch welche ca. 200 Patienten pro Tag ambulant versorgt wurden.

Mit der Rückkehr des Kontingentes am 23. September 1999 ist der Hilfseinsatz des österreichischen Bundesheeres nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei beendet.

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