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Symposion 2002

Theresianische Militärakademie, 04. September 2002  - 250 Jahre

Theresianische Militärakademie

„Zwischen Eid und Gewissen" SYMPOSION 2002

03. - 04. September 2002

Das Symposion ist als Auslöser von grundlegenden Denkprozessen im Bereich militärischer Führung gedacht, die es ermöglichen, den Herausforderungen immer schnelleren Wandels zielorientiert zu begegnen und vom reagierenden Nachdenken zum agierenden Vordenken zu gelangen.

Ob in der Revolutionszeit 1848/49, beim Kriegsende 1918 oder etwa nach dem Ende der Ersten Republik im Zuge der Übernahme in die Deutsche Wehrmacht: Österreichische Offiziere hatten wiederholt im Spannungsfeld zwischen Eid und Gewissen zu handeln.

In der jüngeren Geschichte unseres Bundesheeres ließ und lässt sich ein ähnliches Spannungsfeld orten. 1956 und 1968, als es galt, in Folge sogenannter sozialistischer Bruderhilfe in unseren Nachbarländern Flagge zu zeigen oder 1991 am Rande eines Befreiungskrieges unserer slowenischen Nachbarn: Der gemeinsame Nenner stets fehlender oder mangelhafter militärischer Ausrüstung in Verbindung mit der Feldverwendungsfähigkeit der ihm anvertrauten Soldaten strapazierte so manches österreichische Offiziersgewissen.

Wenn auch in der Gegenwart zu bemerken ist, dass das Bemühen seitens der politischen Verantwortlichen gegeben ist, die Ausstattung und Ausrüstung unseres Bundesheeres zu verbessern und es diesbezüglich massive Anstrengungen gibt, Defizite der Vergangenheit auszugleichen: Die sich abzeichnende zunehmende Internationalisierung und ein sich änderndes Aufgabenspektrum lässt auch für die Zukunft erwarten, dass der österreichische Offizier diesem Spannungsfeld ausgesetzt bleiben wird ... (mg)

Die Referenten

Dr. HÖBELT

Univ.-Prof., Institut für Geschichte, Universität Wien

Dr. BRUCKMÜLLER

Univ.-Prof., Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien

MMag. DDr. STADLER

Univ.-Prof., Institut für Rechtsphilosophie, Universität Wien

MMe.SOURBIER-PINTER

Kabinett des Generalstabschefs der französischen Landstreitkräfte, Paris

MinR i.R. Dr. ELLINGER

Absolvent der Wiener Neustädter Kriegsschule und Kriegsteilnehmer, Wien

Gen i.R. Prof. KREUTER

vormals Leiter der Gruppe Inspektion und stv. Generaltruppeninspektor im Österreichischen Bundesheer, Wien

Theresianischen Militärakademie

Korpskommandant Karl-Heinz Fitzal

Mit einer persönlichen Erfahrung aus dem Assistenzeinsatz 1991 eröffnete der Kommandant der Theresianischen Militärakademie, KKdt Karl-Heinz Fitzal, das diesjährige Symposion.

Eine Begebenheit, welche das Spannungsfeld eines jungen Offiziers „Zwischen Eid und Gewissen“, im Zuge einer Alarmierung und anschließendem Sicherungseinsatz einer Kampfgruppe an der Österreichisch – Slowenischen Grenze aufzeigte.

Das heurige Symposion soll das Spannungsfeld, in welchem der Offizier steht aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Historisch, politisch, soziologisch und international wird das Thema „Zwischen Eid und Gewissen“ beleuchtet und ausgewertet und in die Ausbildung am Fachhochschul-Diplomstudiengang „Militärische Führung“ einfließen.

Dr. Ernst Bruckmüller

Der Beruf des Offiziers - eine sozialgeschichtliche Perspektive

„Offiziere hatten Zeit, Prestige und kein Geld!“

Auf diesen einfachen Nenner lässt sich der k.&k. Offizier bringen. Bis zu diesem Ergebnis wurde ein breiter Bogen vom Obristen des 16./17. Jht bis zum Ende des 1. Weltkrieges gespannt.

Das adelige Leitbild bestimmte wesentlich das Berufsbild. Familien adeligen Ursprunges hatten bereits militärische Vorbildungen in ihrer Erziehung (reiten, jagen, tanzen,...) und waren somit prädestiniert für den Dienst beim Militär.

Bis 1866 entschieden Regimentsinhaber darüber, wer Subaltern-Offizier (Leutnant - Hauptmann) wurde oder nicht. Beförderungen erfolgten ohne Systematik. Die Militärakademie absolvierten nur ¼ der Offiziere. Sie bildete die Elite des Offizierskorps aus. Kadettenschulen waren den Regimentern verbunden. Aus ihnen kam der Großteil der Offiziere. Auch als Regimentskadett hatte man das Recht, eine Offiziers-Laufbahn einzuschlagen, wenn der Obrist dies billigte.

Ritterliche Leitbilder bleiben im Offiziersberuf lebendig.

Der Offizier musste ein Musterbild an Tapferkeit sein. Das eigene Leben galt nichts. Die Ehre war höchster symbolischer Wert und war hochempfindlich. Der Offizier wurde auf den Kaiser vereidigt, er hatte kein Vaterland, sondern nur einen Kriegsherren.

Offiziere klagten stets über zuwenig Sold. Der Offizier hatte Zugang zum Hof, Bälle, Audienzen,...etc. Die Schere der hohen gesellschaftlichen Stellung und Repräsentationsaufgaben einerseits und dem geringen Sold andererseits führte nicht selten zur Überschuldung. Aus diesem Grund waren Offiziere oftmals nicht verheiratet. Selbst zu Beginn des 20. Jht lag der Verdienst des Offiziers unter dem eines vergleichbaren Beamten.

Im 19. Jht. änderte sich die Zusammensetzung des Offizierskorps. Knapp vor dem 1. Weltkrieg war nur mehr 1/7 des Generalstabes adeliger Herkunft. Je höher und schwerer die Ausbildung, desto weniger Adelige absolvierten sie. Das Bild wandelte sich immer mehr von der „adeligen Spielwiese“ zum Berufsbild mit hohen Anforderungen. Der Beruf wurde für Kreise erreichbar, denen er bis dahin verschlossen blieb.

Im 19. Jht. kostete die Armee mehr als 50% des Nationalbudget, trotzdem reichte auch damals das Militär-Budget nicht. Gründe für Geldmangel lagen damals in der geopolitischen Lage des Staates und der daraus resultierenden zu großen Staatsaufgabe (Einfluss in Italien, Deutschland, auf dem Balkan).

Nach dem 1. Weltkrieg kam es zum Umbruch des Offiziersbildes. Der Offizier gehörte keiner gehobenen Klasse mehr an. Der Beruf des Offiziers bekam einen schalen Beigeschmack, das alte, ritterliche Bild des eleganten, todesmutigen Offiziers war weg!

Im 3. Reich hatte der Offizier großen Respekt und hohes Ansehen. Die alte Zeit des hervorgehobenen Offiziersberufes endete 1918.

DDr. Christian Stadler

„...Das Rollenbild des Offiziers ist die Schnittstelle zwischen Eid und Gehorsam:

Er hat den Untergebenen gegenüber Verantwortung und dem Vorgesetzten gegenüber Gehorsam zu tragen!...“

Zu dieser Resümee kam DDr. Stadler am Ende eines ethischen Feuerwerkes.

In seinem Referat „Der Offizier zwischen Rechtsmacht und Gewaltakt - zu den rechtsethischen Voraussetzungen militärischen Handelns“ wurden etliche Fragen aufgeworfen und Ideen andiskutiert.

In Anknüpfung an die Referate der Vorgänger wurde festgestellt, dass das Militär einst Speerspitze des Fortschrittes war, in welcher man zur Erkenntnis kam: Bildung ist ein Mittel um hierarchisch aufzusteigen.

Stadler versteht die Militärethik ist als Teil der Rechtsethik:

Staatlichkeit und staatliches Verhalten bestehen in der Gewährleistung der Sicherheit und Ausübung sowie Legitimation der Macht. Je massiver die staatliche Gewalt, desto höher der Bedarf an ethischer Begründung.

Das staatliche Gewaltmonopol wird oft mit Gewaltlosigkeit verwechselt! Der Staat monopolisiert Gewalt, er schafft sie aber nicht ab.

Dem Militär fällt die Aufgabe zu, den Krieg zu verhindern oder ihn zu bewältigen. Allerdings wurde der Krieg nach dem 1. Weltkrieg remoralisiert und kam unter Legitimationsdruck:

"Kein Militär bedeutet scheinbar keinen Krieg!" Das funktioniert nur, wenn alle diesem Prinzip praktisch folgen. Vorauseilende Entwaffnung führte bis dato zu keinen befriedigenden Ergebnissen.

Wie kann Gewalt ethisch legitimiert werden?

"Der Zweck heiligt alle Mittel" - dieses Prinzip kann ethisch nicht begründet werden!

=> Wollen wir Menschenrechte verteidigen müssen wie viele Bomben fallen?

Die Frage sollte jedoch lauten:

=> Wie viel Mittel verträgt der Zweck ohne entfremdet zu werden?

Das Militär in der modernen Staatlichkeit:

Das Heer ist eine Organisation wo prinzipiell Individualbefindlichkeit gegenüber dem Gemeinwohl zurückzunehmen ist (was nicht mehr zeitgemäß erscheint).

Macciavelli sagte: „Eine gesunde Republik beruht auf einer gesunden Armee“. Wobei sich die Frage stellt: Wie definiert sich „gesund“ bei einer Republik und wie definiert sich „gesund“ bei einer Armee?

Entgegen dem republikanischen Prinzip sind in modernen repräsentativen Massendemokratien Kriegsentscheidungsträger u. Kriegslastenträger nicht ident. Wer den Krieg beschließt, ist nicht auch (nicht mehr) derjenige der den Krieg ausführt.

Wohlstand und Überfluss unserer Gesellschaft unterdrücken ethische Fragen.

Erst knappe Ressourcen (Knappheit) bilden den Keim ethischer Fragestellung.

Durch Raumknappheit (Städte, Stadtstaatliche Organisation) entstand/entsteht ein Ordnungsbedürfnis.

Das Prinzip der Ordnung ist das Wesen des Staates. Daraus resultiert Verwaltung, Organisation, Administration...

Für die staatliche Ordnung ist die Gesetzlichkeit die effizienteste Methode, weil das Gesetz eine Vermittlung von Freiheit und Pflicht bewerkstelligt.

Unterschiedlichen Intensitäten von Konflikten kann entgegengewirkt werden durch eine Konfliktlösung durch Angebotssteigerung (Ökonomie) oder durch Versuch den Konflikt gesellschaftlich zu überleben (Militär).

Es gibt nirgendwo sowenig Zeit, sowenig Platz u. so viele Leute zu koordinieren als beim Militär.

"Die Ordnungsleistung ist maximal zu leisten mit minimalen Mitteln."

Der Befehl, welcher zum Tod des Befehlsempfängers führen kann, bildet den Kernpunkt militärisch-ethischer Grundfragen.

Ebenso die Fragen:

Wie verhält sich das Militär gegenüber seinen Schutzbefohlenen?

Wie verhält sich das Militär zum Feind?

Wie verhält sich das Militär gegenüber seinen eigenen Leuten?

Wobei jedoch zu gelten hat, dass der Soldat sein Leben zu riskieren hat, aber nicht zu opfern! Risiko heißt, es gibt Chancen. Opfern heißt, es gibt keine Chance. Je nach - politisch zu verantwortender - Gestaltung der Umstände kann Risiko oder Opfer zur Bestimmung des Soldaten werden

Ein Bericht der Redaktion Theresianische Militärakademie

Begrüßung durch Kdt

Begrüßung durch Kdt

Dr.HÖBELT

Dr.HÖBELT

MMag.DDr.STADLER

MMag.DDr.STADLER

Dr.BRUCKMÜLLER

Dr.BRUCKMÜLLER

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