Die Evangelische Militärseelsorge ist 50 Jahre alt
Wien, 02. Februar 2007 - Die evangelische Militärseelsorge feierte am 1. Februar 2007 ihr 50-jähriges Bestehen in den Räumlichkeiten der Landesverteidigungsakademie in Wien. Zum ganztägigen Symposium "Netzwerk der Betreuung" diskutierten Ärzte, Psychologen, Militärethiker und Militärs die Zusammenarbeit im In- und Ausland.
Militär im Wandel
Internationalität war im Militär damals nichts Selbstverständliches. Denn bis vor rund fünfzehn Jahren war das Österreichische Bundesheer geprägt von der Nachkriegszeit und in der Folge von den Rahmenbedingungen des Kalten Krieges. Heute gehört es zu der von der Politik vorgegebenen Aufgabe des österreichischen Soldaten, die Interessen des Staates sowohl im Assistenzeinsatz in Österreich z.B. an der Ostgrenze (zur Slowakei und Ungarn) als auch in Bosnien, im Kosovo und am Golan zu vertreten.
Militärseelsorge ist gefragt
Auch wenn sich die Rahmenbedingungen der Militärseelsorge gewandelt haben, sind die Grundanliegen seit jeher gleich geblieben. Denn seit jeher stand und steht die Arbeit der Militärseelsorge auf drei Standbeinen, von denen die liturgischen Feierlichkeiten wohl am bekanntesten sind. Zu denken ist da bspw. an Ansprachen bei Angelobungen oder bei Gedenkveranstaltungen. Weniger bekannt, aber wohl angesichts der Entwicklung der sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen Österreichs von deutlich steigender Bedeutung, sind die militärethischen Impulse, die von der Militärseelsorge ausgehen. Es geht hier keinesfalls um die Rechtfertigung militärischer Einsätze. Diese werden von der Politik angeordnet und vom Militär nur ausgeführt. Bei der militärethischen Bildung geht es letztendlich um die Gewissensbildung der Kommandanten und Soldaten, v.a. in Form von Unterrichten und Seminaren auf den Akademien und Schulen, sowie direkt bei der Truppe. Dies ist jener Bereich, an dem am deutlichsten ein evangelisches Profil zutage treten kann, denn die Militärseelsorge versteht sich nicht in erster Linie als Hüter der Humanität oder der Würde des Menschen. Sie kann und will dem militärischen Führungspersonal diese Verantwortung nicht abnehmen.
Lebensbegleitung der Soldaten
Zweifelsohne die Hauptaufgabe der Militärseelsorge ist die Lebensbegleitung unserer Soldaten in Form pastoraler Seelsorge. Was der Militärseelsorger kann, ist begleiten: alle Soldaten mit ihren Fragen. Und weltweit. Die Evangelische Militärseelsorge nennt deshalb ihr Konzept "Mitgehende Seelsorge". Eine solche Aufgabe an den Soldaten überbrückt jegliche konfessionelle und weltanschauliche Differenzen und basiert auf einem gemeinsamen abendländischen Menschen- und Soldatenbild; nämlich dass der Mensch – und damit auch der Soldat – als solcher wertvoll ist.
Netzwerk der Arbeit
Unterstützt wird die hauptamtliche Militärseelsorge nicht nur von zahlreichen Militärpfarrern der Miliz und im Nebenamt, sondern auch von der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Soldaten (AGES). Als Teil der Militärseelsorger gehören auch die Militärlektoren zum Netz der militärseelsoglichen Betreuung. Diese Veränderungen bringen neue Herausforderungen mit sich. So erfährt z.B. die Betreuung der Familien jener Soldaten, die sich gerade im Ausland befinden, zunehmende Bedeutung. Der Schlüssel für das erfolgreiche Handeln der Militärseelsorge in der Zukunft wird in der „Kirchlich-Militärischen-Zusammenarbeit“ (KMZ) liegen. Das bedeutet in diesem speziellen Fall eine Zusammenarbeit der Gemeindepfarrer mit den Militärseelsorgern.
Buchpräsentation und Würdigungen
Im Rahmen eines Festaktes am Abend wurde 190 Gästen der Band 11 aus der Schriftenreihe zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres mit dem Titel "Es gibt nie ein Zuviel an Seelsorge..." präsentiert, und verdiente Persönlichkeiten um die Evangelische Militärseelsorge gewürdigt. Im Rahmen dieser Würdigungen wurde General Roland Ertl das "Große Ehrenzeichen der Evangelischen Militärseelsorge" verliehen.
Weiterführende Information
Ein Bericht der Redaktion Evangelische Militärseelsorge