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"Ich war der jüngste Soldat im Kongo"

Wien, 11. Dezember 2010  - Lorenz Kohl, geboren 1938, war mit 22 Jahren der jüngste Angehörige des ersten österreichischen Auslandskontingent im Kongo. Er war als Kradmelder eingeteilt. Nach dem Einsatz verpflichtete er sich für einige Jahre als Zeitsoldat beim Bundesheer, danach wanderte er nach Australien aus. Heute lebt Lorenz Kohl im niederösterreichischen Weinviertel.

Lorenz Kohl im Interview

Herr Kohl, Sie waren Soldat beim ersten österreichischen UNO-Kontingent 1960. Das war jenes Kontingent, das erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg österreichische Soldaten ins Ausland gebracht hat. Wie war das damals, als Sie im Kongo angekommen sind?

Sehr heiß. Wir hatten noch nie Kontakt gehabt mit schwarzen Leuten und für uns war das doch ein sehr großes Abenteuer. Wir haben uns das Rot-Kreuz-Zeichen aufgenäht und glaubten, wir stehen unter dem Schutz eines Sanitätskontingents. Aber es hat sich dann schnell herausgestellt, dass das eigentlich nichts zählte bei den Kongolesen. Wir wurden verhaftet und ins Gefängnis nach Bukavu gebracht. Unser Kommandant, Oberst Ferdinand Foltin, hat noch versucht uns herauszuverhandeln, aber die Kongolesen haben nicht die Absicht gehabt, uns durch Verhandlungen freizugeben.

Als Sie im Kongo ankamen, damals 1960, wie waren da die Zustände vor Ort?

Die Lage war sehr gespannt, aber sicher. Niemand hat genau gewusst, was eigentlich los ist und wie sich das politisch oder militärisch entwickelt. Selbst die Kongolesen und der kongolesische Präsident waren sich äußerst unsicher.

Was war für Sie das prägendste persönliche Erlebnis während Ihrer Dienstzeit als österreichischer Soldat im Kongo?

Als wir in Bukavu mit dem Schiff angekommen sind, waren keine Offiziere da. Wir waren vielleicht 15, 20 Chargen und Unteroffiziere und aus irgendeinem Grund hat uns niemand empfangen. Wir hatten keinen Stadtplan und keine Ortskenntnisse. Wir wussten nur, dass es da eine Meereshalbinsel gibt, und auf einer dieser Halbinseln waren UN-Truppen aus Nigeria. Und der Dienstführer hat gesagt: "Passt auf, wir haben ein Motorrad." Ich war als Kradfahrer vorgesehen, ein Kamerad konnte perfekt Französisch. Wir zwei fuhren also in die Stadt und haben versucht herauszufinden: "Wo ist die UNO, und wo sind unsere Offiziere?"

Und wo waren die?

Die waren sehr schwer beschäftigt mit dem ankommenden Material. Man muss sich vorstellen, wir sind 150 Kilometer nördlich, in Goma, gelandet und unser Kommandant ist ständig hin und her gependelt. Bei unserem Anflug mit drei "Hercules"-Maschinen hatte es Komplikationen gegeben. Daher hat sich alles eineinhalb bis zwei Tage verzögert, bis die Maschinen wieder bereit waren. Wir sind daher irgendwo festgesessen, bis wir weiterfliegen konnten.

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