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Interview mit General Schittenhelm

Wien, 14. Jänner 2003  - 1. Sehr geehrter Herr General, Sie führen seit 1. Jänner 2002 die Landesverteidigungsakademie (LVAk). Wie sieht nach einem Jahr die Bilanz aus?

Bereits mit der Bewerbung um die Funktion des Kommandanten der LVAk war mir bewusst, dass damit eine große Herausforderung verbunden sein wird. Ich glaube aber, mir insbesondere während meiner 10-jährigen Dienstverwendung im Kabinett des Bundesministers jene Erfahrung und jenes Wissensspektrum angeeignet zu haben, das für die Aufgabenerfüllung und somit für die Akademie von Nutzen sein kann. Faszinierend für mich ist vor allem die Vielfältigkeit der LVAk mit ihrer hohen Professionalität in den Bereichen Forschung und Lehre. Mein erklärtes Ziel für das erste Jahr war es, ausgehend vom neuen Organisationsplan die Akademie personell und materiell zu konsolidieren, die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter zu verbessern und die Voraussetzungen für die Übersiedlung in den Akademietrakt zu schaffen. Mit den bisher erreichten Fortschritten bin ich zufrieden.

2. Sie feierten 2002 35 Jahre LVAk! Was waren die Höhepunkte? Wie würden Sie die Akademie vorstellen?

Die LVAk ist die höchste für die Führungsausbildung verantwortliche Forschungs- und Ausbildungsstätte und versteht sich als das "intellektuelle Zentrum" des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH). Im vergangenem Jahr wurden die Jubiläen 150 Jahre k.(u.)k. Kriegsschule, quasi die Vorläuferorganisation für die höhere Offiziersausbildung, und 35 Jahre Umbenennung der Akademie von Stabsakademie in LVAk begangen. Die Höhepunkte der Jubiläumsfeierlichkeiten lagen in drei Großveranstaltungen:

- Traditionstag der LVAk am 14. Februar 2002

- Militärischer Festakt und anschließende Open-Air Aufführung des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal im Mai 2002 (der Reinerlös der freien Spenden wurde einer bedürftigen Familie im 7. Bezirk übergeben)

- Benefizgala-Abend für Hochwasseropfer im Rahmen der Aktion "Licht ins Dunkel" im Oktober 2002

3. Nun zu einem anderen Thema! Das Bundesheer hat eine neue Organisationsform eingenommen. Wurde auch Ihre Akademie davon betroffen?

Mit der vorgenommenen Reorganisation der obersten und oberen Führung des ÖBH wurde ein wichtiger, den geänderten Rahmenbedingungen angepasster erster Schritt gesetzt, dem sicher weitere folgen müssen. Die LVAk war in zweifacher Hinsicht von der Reorganisation betroffen. Zum einem gab es einen personellen Aderlass durch Abgänge von Mitarbeitern, die in der Zentralstelle höherwertigere Arbeitsplätze besetzen konnten, zum anderen konnte durch Zuversetzungen und Ersatzaufnahmen jedoch ein weitgehender Ausgleich geschaffen werden.

Darüber hinaus ist es trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen, den Verbleib des Institutes für Militärgeografie (IMG) an der LVAk zu sichern - das IMG ist seit 1. Dezember 2002 dem Kommando Führungsunterstützung unterstellt.

4. Worin sehen Sie die Schwerpunkte der Akademie für die Zukunft?

Als Akademiekommandant sehe ich als erste Priorität die Fortsetzung des o.a. Konsolidierungsprozesses und damit verbunden den erfolgreichen Abschluss der geplanten Übersiedlung aller Institute und Abteilungen in den generalsanierten Akademietrakt des Amtsgebäudes Stiftgasse. Die verstärkte Internationalisierung, die "universitäre Ausbildung" sowie die Fortbildung der Generalstabsoffiziere und die Durchführung eines Strategischen Führungslehrganges sind die Kernpunkte der Zielsetzungen für die Zukunft.

5. Durch die internationalen Einsätze haben Sprachausbildung und Sprachkenntnisse immer mehr an Bedeutung gewonnen! Welchen Stellenwert hat das Sprachinstitut des Österreichischen Bundesheeres (SIB) für die LVAk und das ÖBH?

Dem SIB obliegt neben der sprachwissenschaftlichen Tätigkeit vor allem die Sprachaus- und -weiterbildung nicht nur für die LVAk, sondern auch für das gesamte ÖBH, und darin liegt auch der besondere Stellenwert des SIB. Das Aufgabenspektrum des Offiziers und die Entwicklung im Bereich der Führungskräfteausbildung hat sich auf Grund der verstärkten Mitwirkung unserer Streitkräfte bei internationalen Einsätzen geändert. Entsprechende Sprachkenntnisse sind daher unabdingbar. Daher wird im Rahmen aller Lehrgänge an der LVAk besonderer Wert auf die Sprachaus- und -weiterbildung gelegt - in jedem Lehrgang gibt es zumindest einen Ausbildungsblock, der ausschließlich in englischer Sprache abgehalten wird.

6. Der Bauzustand der LVAk war in vielen Bereichen verbesserungswürdig? Was wird zur Behebung der Situation getan?

Wie bereits erwähnt sind derzeit die Umbau- und Renovierungsarbeiten beim Akademietrakt des Amtsgebäudes Stiftgasse nahezu abgeschlossen. Ab Sommer 2003 soll die Übersiedlung der LVAk in das generalsanierte Gebäude beginnen und im Frühjahr 2004 abgeschlossen sein. Damit wird der Dislozierung der Institute und Abteilungen der LVAk in vier verschiedenen Liegenschaften ein Ende gesetzt und eine zeitgemäße infrastrukturelle Arbeitsbasis auf höchstem technischen Niveau geschaffen.

7. Herr General, Sie sind bekannt, dass Sie sehr langfristig und strategisch denken. In welche Richtung soll sich die LVAk in den nächsten 5-10 Jahren weiterentwickeln?

Im bereits erwähnten Jubiläumsjahr 2002 wurde von mir des Öfteren auf die verschiedenen Beweggründe, die zur Gründung, Einrichtung oder Umbenennung von Ausbildungsstätten geführt haben, hingewiesen. Dabei hat sich gezeigt, dass zumeist auf geänderte Umfeldbedingungen reagiert worden ist, gleichzeitig aber auch vorausschauend die Voraussetzungen im Ausbildungsbereich für die Bewältigung künftiger Aufgaben gesetzt wurden.

Demnach werden künftig von der LVAk in Forschung und Lehre vor allem

- die sich aus der Mitwirkung Österreichs in einer europäischen Sicherheitsunion ergebende erforderliche "Europäisierung" der Streitkräfte, eine immer häufiger verwendete, mir persönlich nicht zutreffend erscheinende Bezeichnung, und

- die Erfordernisse, Lehrgänge hinsichtlich Gestaltung und Abschluss verstärkt den Gegebenheiten der nationalen und internationalen Bildungslandschaft anzupassen, zu berücksichtigen sein.

Eine adäquate, synergienutzende Struktur der Akademien und Schulen durch Bildung und Kompetenzzentren wäre die logische Konsequenz daraus.

Wobei ich abschließend feststellen möchte, dass unser Führungskräfteausbildungssystem ein auch international anerkanntes Kapital unseres Heeres ist.

Daher sind erforderliche Anpassungs- und Umstrukturierungsprozesse nur mit Umsicht und Voraussicht vorzunehmen.

Ein Bericht der Redaktion Landesverteidigungsakademie

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