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Sicherheitsgespräch mit internationalen Experten

Wien, 25. September 2012  - Am Dienstag lud die Direktion für Sicherheitspolitik unter der Leitung von Generalmajor Johann Pucher in Kooperation mit dem Austria Institute für Europa und Sicherheitspolitik zwei besonders renommierte Vortragende ein: Dr. Yves Boyer und Professor Julian Lindley-French fanden sich in den Räumlichkeiten der Landesverteidigungsakademie in Wien ein.

Lindley-French ist Eisenhower-Professor für Verteidigungsstrategie an der niederländischen Verteidigungsakademie und Associate Fellow des "Royal Institute for International Affairs". Dr. Boyer ist Vizedirektor der Pariser "Fondation pour la Recherche Stratégique" und Mitglied der Gruppe strategischer Berater des Atlantic Councils.

Die beiden Fachgrößen diskutierten gemeinsam mit zahlreichen hochrangigen Militärs, Forschern und Vertretern des Kanzleramts und Außenministeriums globale und europäische Entwicklungen im Bereich der Sicherheitspolitik.

Aktuelle Entwicklungen und Prognosen

Professor Lindley-French erklärte, dass die Eurokrise die politischen Verantwortungsträger in Europa dazu veranlasst habe, notwendige Änderungen in der Sicherheitspolitik nur mehr technokratisch im Sinne des Sparens, aber nicht mehr politisch zu betrachten. Das Vereinigte Königreich, so Lindley-French werde in naher Zukunft erhebliche Probleme damit haben, den integrativen Kurs Kontinentaleuropas mitzutragen.

Professor Lindley-French sieht sogar die Möglichkeit, dass die zunehmend europakritische Stimmung Britanniens zu einem Referendum über den Verbleib in der Europäischen Union führen könne. Die Zukunft der sicherheitspolitischen Ausrichtung Großbritanniens sieht der Experte weiterhin an der Seite der USA und verstärkt auf strategischen Erzwingungsoperationen mit Marine- und Luftstreitkräften ausgerichtet.

Der Franzose Dr. Boyer berichtete über die Situation in seinem Heimatland und dessen künftige Ausrichtung. Derzeit erarbeitet Frankreich ein Weißbuch zur Sicherheitspolitik und legt großen Wert auf den Ausbau von Aufklärungssystemen und dem Stärken der Nachrichtendienste. Maritime Streitkräfte werden, wie auch in Großbritannien, eine immer größere Rolle spielen.

Zur internationalen Entwicklung konstatierte Boyer: Ausgaben für Militärbudgets stiegen allein in den USA in den Jahren 2006 bis 2008 um 18 Prozent und setzen selbst im Angesicht der Finanzkrise eine leichte Steigerung fort. Ausgaben der EDA-Staaten ("European Defense Agency") hingegen hielten sich in den Jahren 2006 bis 2008 stabil und verringern sich spätestens seit 2010 dramatisch. Verteidigungskapazitäten und Ausgaben gehen also in Europa im Vergleich zu US-Amerika stark zurück.

Ableitungen und Bedeutung für Österreich

Zusammenfassend können drei wesentliche Ableitungen aus diesem Expertengespräch gewonnen werden:

  • Verteidigungs- und sicherheitspolitische Zusammenarbeit wird weniger stark von langfristigen Allianzen, als vielmehr von pragmatischen Kooperationen geprägt sein.
  • Internationale Einsätze werden zukünftig noch stärker von einer arbeitsteiligen Vorgangsweise geprägt sein, in der, abhängig von der verteidigungspolitischen Kultur, einige Akteure sich auf High-End Operationen konzentrieren werden und andere Staaten vorrangig landgestützte Stabilisierungsaufgaben übernehmen werden.
  • Nationen wie Österreich werden gefordert sein, sich stärker als bisher zu spezialisieren.

Zum Abschluss des Sicherheitsgespräches überreichten Dr. Boyer und Professor Lindley-French eine persönlich gewidmete Ausgabe ihres jüngsten Werkes "The Oxford Handbook of War" an Generalmajor Johann Pucher und betonten ihre Wertschätzung gegenüber der Direktion für Sicherheitspolitik.

Generalmajor Johann Pucher mit den Gastvortragenden Dr. Yves Boyer und Professor Julian Lindley-French.

Generalmajor Johann Pucher mit den Gastvortragenden Dr. Yves Boyer und Professor Julian Lindley-French.

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