Vor 25 Jahren: Sicherungseinsatz an der Staatsgrenze
Straß in Steiermark, 17. Juni 2016 - Mehr als 7.000 Soldaten des Bundesheeres gingen in den letzten Junitagen und Anfang Juli 1991 gemeinsam mit der Bundesgendarmerie und Beamten der Zollwache in einen heiklen Einsatz: Nach schweren Kämpfen im damaligen Jugoslawien sicherten sie die österreichische Staatsgrenze zum heutigen Slowenien und den Luftraum.
Diese Sicherungslinie verlief mehr als 300 Kilometer weit von Bonisdorf im Burgenland entlang der steirischen und Kärntner Grenze bis zum Dreiländereck Italien-Österreich-Slowenien.
Gedenkveranstaltungen in Straß in der Steiermark
Die ersten Soldaten im Sicherungseinsatz an der Grenze kamen vom damaligen Landwehrstammregiment 53 aus Straß und Bad Radkersburg und standen unter dem Kommando von Oberstleutnant Josef Paul Puntigam. Eine Fotoausstellung kombiniert mit einer Videodokumentation des ORF wurde im Kultursaal in Straß der Öffentlichkeit präsentiert.
Durch die eine Woche offene Ausstellung führte der damalige Regimentskommandant Puntigam, einer der profundesten Kenner der Ereignisse von 1991. In diesen Tagen lässt er für Besucher und Schulklassen die Geschichte wiederaufleben.
Wissenschaftliches Symposium mit Zeitzeugen
Am Donnerstag begann ein zweitägiges, wissenschaftliches Symposium unter der Leitung von Universitätsdozent Dr. Erwin A. Schmidl, dem Leiter des Instituts für Strategie und Sicherheitspolitik an der Landesverteidigungsakademie. In fünf Panels ließen Historiker der Karl-Franzens-Universität und prominente Zeitzeugen der damaligen Einsatzorganisationen von Gendarmerie und Zollwache, Militär, Politik und Medien hinter die Kulissen der Ereignisse vom Juni und Juli 1991 blicken.
Der Kommandant der Luftraumüberwachung, Brigadier Rupert Stadlhofer, beleuchtete die Luftraumverletzungen durch jugoslawische Kampfflugzeuge, insbesondere durch eine MIG-21, die am 28. Juni bis in den Raum Graz eingedrungen ist. Über die dadurch bewirkte, verstärkte Luftraumüberwachung durch österreichische Abfangjäger informierte der ehemalige Draken-Pilot Oberst Doro Kowatsch. Er erzählte, wie er auf einem Patrouillenflug entlang der südsteirischen Grenze auf slowenischer Seite von einem Kampfjet der jugoslawischen Volksarmee begleitet wurde.
Offiziere aus Slowenien erinnern sich
Sehr spannend berichteten zwei ranghohe Offiziere der damaligen Territorialverteidigungskräfte in Slowenien über die kriegerischen Ereignisse zwischen den beteiligten Konfliktparteien. Die beiden ehemaligen slowenischen Kommandanten schilderten die Taktik, mit der es die slowenische Territorialverteidigung schaffte, sich gegen die Aggression der überlegenen Jugoslawischen Volksarmee zu behaupten.
Militärischer Festakt mit befreundeten Streitkräften
Bei einem militärischen Festakt am Freitag wurde der Leistung aller eingesetzten Soldaten gedacht. Angeführt von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfe fanden sich zahlreiche Gäste in der Erzherzog-Johann-Kaserne in Straß ein. Pünktlich zum Auftakt des Festaktes überflogen zwei Eurofighter die Veranstaltung.
Alle Festredner gingen in ihren Ansprachen auf die Leistungen der Soldaten im Jahr 1991 ein, zogen aber auch Parallelen zur gegenwärtigen Grenzsicherung. Als freundschaftlichen Beitrag zum Festakt nahmen Abordnungen der Partnertruppen von der deutschen Bundeswehr und den slowenischen Streitkräfte am Festakt teil. Die slowenische Ehrengarde beeindruckte die Gäste mit einer spektakulären Vorführung.
Weltpremiere am zweiten Tag
Danach ging das Symposium in seinen zweiten Tag, der mit einer Weltpremiere aufwartete: einer eigens vom ORF erstellten Filmdokumentation zum Einsatz. Die Filmvorführung bildete die Einleitung zu einem Panel von Medienvertretern. Journalisten von ORF und Kleine Zeitung schilderten ihre Eindrücke als dereinst noch junge, unerfahrene Berichterstatter, die sich unversehens in Kampfhandlungen wiederfanden.
Auf "Line Tour" mit dem ehemaligen Kommandanten
Aufgrund ihrer Ausbildung weitaus besser auf die Ereignisse reagieren konnten die damaligen Kommandanten von Bundesheer, Gendarmerie und Zollwache. Sie ließen neue Einblick zu in die mitunter von rechtlichen Grauzonen geprägten Abläufe. Brigadier Puntigam bot eine Chronologie der Ereignisse aus militärischer Sicht und entführte die Teilnehmer im Anschluss an das Symposium auf eine verkürzte Line Tour an die grüne Grenze.
Weiterführende Information
Ein Bericht der Redaktion Militärkommando Steiermark