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NATO-PfP Grossübung "Strong Resolve 2002" in Polen beendet
Bundesheer meisterte multinationale Führungsrolle
mit Bravour

Ein Bericht von Oberstleutnant Walter Ebenberger

Zagan, 15. März 2002 - Nach 20 Übungstagen ist heute Freitag, 15.März, das NATO-PfP- Grossmanöver "Strong Resolve 2002" in Polen zu Ende gegangen. Insgesamt waren 520 österreichische Soldaten aus sechs Bundesländern (OÖ, NÖ, T, S, ST, W) mit 40 Kettenfahrzeugen und 150 Kraftfahrzeugen beteiligt. Gemeinsam mit 26 Nationen konnte Österreichs Bundesheer dabei seine Premiere als multinationale Führungstruppe erfolgreich beweisen.

"Alle Soldaten haben im internationalen Vergleich Spitzenleistungen gezeigt", so Brigadier Klemens Hofmeister, in der Zone der Österreicher verantwortlich für rund 1500 Soldaten (davon 600 role player aus Polen) Deutschland, Finnland, Rumänien, der Slowakei und Österreich.

"Damit haben wir mit unseren Truppen nicht nur erfolgreich bewiesen, dass das Bundesheer in der Lage ist eine multinationale militärische Führungsrolle bei künftigen Krisenszenarien zu übernehmen. Wir haben auch gezeigt, dass wir einen entscheidenden Beitrag in einer künftigen europaischen Sicherheits-und Verteidigungspolitik leisten können", zieht Hofmeister ein erstes Resumee dieses Grossmanövers, an dem in Polen und Norwegen insgesamt 40.000 Soldaten drei Wochen gemeinsame europäische Friedensaufgaben trainiert haben.

Forderungen für das Bundesheer für künftige Krisen-Auslandseinsätze ergeben sich vor allem am Materialsektor. Die Ausstattung für multinationale Kommanden muss (luft)-verlegefähig sein, genormt und in kurzer Zeit am Einsatzort aufgestellt werden können. Das beginnt bei Gefechtsstands-ausrüstung, bis hin zu Computern und Kühlsystemen. Auch der Bedarf an Transportflugzeugen für das Heer wurde deutlich: Alleine der Transport auf Schiene daürte bei dieser Übung für 750 km bis zu 45 Stunden. Ebenfalls gezeigt hat sich beim Einsatz gegen"widerständische Truppen", dass mechanisierte Truppen in friedensunterstützenden Operationen unerlässlich sind. Der Frieden muss im Notfall auch erzwungen werden können.

Die Soldaten, grossteils Angehörige der 4.Panzergrenadierbrigade aus Ober-und Niederösterreich, konnten sich sowohl beim Scharfschiessen als auch bei äusserst schwierigen Spezialaufgaben im Gelände und am "grünen Tisch" mit den Kameraden der NATO-Länder messen und höchstes Lob von den Vorgesetzten ernten.Bereits am Donnerstag Nachmittag wurden die rund 850 Soldaten der sechs Nationen und der 600 polnischen "Feinddarsteller" im Lager der Finnen bei einerFeierstunde von der Übung feierlich verabschiedet.

Dem Manöver lag ein Friedensunterstützungs-Szenario wie derzeit im Kosovo oder Afghanistan zugrunde. Nach erwarteten Anfangsschwierigkeiten mitungewohnten Abläufen, komplizierten Meldeverfahren und Gewöhnung anunterschiedliche Englischkenntnisse kamen unsere Soldaten - 180 davon Rekruten im 6.Ausbildungsmonat - rasch auf Touren. Dabei stand Scharfschiessen auf dem Schiesspladtz Zagan, Waffendrill und schwieriges Orientieren mit Panzern im Manövergelände genauso am Plan wie taktisches Geschick und Spezialausbildung. im "Vorgehen" gegen demonstrierende Zivilbevölkerung.

Diese "Demonstranten" - auch "role player" genannt - wurden von der Gast-Nation Polen gestellt: Über 600 Soldaten der 16.mechanisierten Brigade waren für unsere Soldaten bei den Checkpoints, Kontrollpunkten, auf Strassen, in Wäldern und vor Kasernen "harte Nüsse", die oft nur schwer zu knacken waren. Neben den gewohnten militärischen Aufträgen mit Gewehren und Panzern stellte vor allem die angespannte Lage der Zivilbevölkerung unsere Soldaten vor neü und ungewohnte Aufgaben. Dabei wurden beispielsweise Demonstrationen gegen die österreichische, slowakische, rumänische oder finnische Friedenstruppe in der Verantwortungszone der Österreicher aüsserst realistisch dargestellt.

Da flogen fallweise auch echte Eier gegen die Helme unserer Rieder Soldaten, Transparente wurden geschwungen. Gegen diese "Demonstranten" mussten unsere Soldaten mit Schlagstöcken und Schutzschildern vorgehen. "Auch Wasserwerfer wurden eingesetzt, um die erhitzte "Demo" abzukühlen. 30 polnische Mädchen mischten in der Gruppe der "aufgebrachten Demonstranten" ebenfalls lautstark mit. Gesteürt und überwacht wurden diese Aktionen von Schiedsrichtern, die fallweise überhitzte Gemüter im Eifer des Gefechtes auf beiden Seiten beruhigen konnten.

Gekocht wurde im Lager der österreichischen Kampftruppe im sogenannten Camp Karliki ausserhalb der Stadt Zagan. Auch für die Freizeitgestaltung unserer Soldaten wurde gesorgt: Playstations, Videogames, Fussbälle, Kartenspiele, Fernseher und DVD Kassetten verkürzten die ohnedies knapp bemessene Freizeit der kämpfenden Truppe. Die Kosten für die Versorgung unserer Soldaten in wirtschaftlichen Belangen betrugen etwa 134 000 Euro, davon blieben in der Region über 125 000 Euro.

Im Lager Karliki sorgte ein bestens ausgestattetes Feldspital für optimale medizinische Betreuung. Oberstleutnant Arzt Dr.Michäl Said und sein Team konnten neben zahlreichen kleineren Verletzungen, Grippefällen und Verkühlungen auch ernsthafte Lungenentzündungen, Knochenbrüche und Wirbelstauchungen aüsserst erfolgreich behandeln.

Insgesamt konnten auf der Station 123 Patienten medizinisch versorgt werden. Ein Militärhubschrauber Agusta Bell 212 aus der Kaserne Hörsching mit Sanitätsausstattung unterstützte unsere Arzte und flog einige schwerere Fälle wie Beinbruch oder Lungenentzündung zum nächstgelegen Flughafen oder ins Krankenhaus.

Alles in allem: Eine äusserst erfolgreiche Übung in bisher nie dagewesener Qualität und Quantität. Ein Beweis mehr für die hohe Qualität der österreichischen Soldaten, die scheinbar - wie auch Propheten - im eigenen Land weniger zählen als in der Fremde.

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