„Feindliche“ Bataillone greifen
aus Süden an
Am Gefechststand rauchen Köpfe und Computer
Ein Bericht von Oberleutnant Roland Pachler
Zagan, 4. März 2002 - Seit gestern ist die erste fiktive Übungsphase der PfP-Übung in Polen im angelaufen. Gleich am ersten Tag zeigte sich die Lage im österreichischen Sektor sehr gespannt. Die Situation in den Flüchtlingslagern im Verantwortungsbereich der Multinationalen Brigade 4 (Aut) spitzt sich zu. Auch von Süden her werden unsere Truppen massiv von drei Infanteriebataillonen der „Streitkräfte“ von Woodland bedroht. Sämtliche Reserven der Österreicher sind mobilisiert und die Reserve des vorgesetzten Korpskommandos ist auf unterwegs, um die Lage im Österreich-Sektor zu stabilisieren.
Die reale Lage
Die Integration aller anderen Nationen (Polen, Finnland,
Deutschland, Rumänien und Slowakei) im österreichischen
Sektor hat hervorragend funktioniert. Die Kommanden und
Einheiten konnten ihren Ausbildungsstand rasch auf einen
einheitlichen Level bringen. Die gesamte Brigade unter österreichischem
Kommando mit ca. 800 Mann ist voll einsatzbereit. Auch die
Kommunikation zum vorgesetzten Kommando nach Stettin hat
sich eingespielt.
Auch vom Kommandanten des PfP-Korps in Polen, General Sardowski, gab es bereits Lob für die österreichischen Soldaten. Ausgesprochen wurde dies im Zuge des Besuches einer hochrangigen Delegation des vorgesetzten Kommandos am Montag, 4.März, vormittag.
Öffentlichkeitsarbeit
Am 5. und 6. März werden zahlreiche österreichische,
deutsche und polnische Journalisten erwartet. Im Zuge dieses
Medientages wird von der österreichischen „Task-Force
Comet“ ein Scharfschießen der Kampfpanzer Leopard
II mit Luftunterstützung von dänischen Kampfjets
F-16 und Kampfhubschraubern zu beobachten sein.
Die Kontakte zur örtlichen polnischen Presse sind ausgezeichnet. Nach dem ersten Pressetag in der ersten Uebungswoche für die polnischen Journalisten gab es ein tags darauf ein äusserst positives Medienecho in lokalen Printmedien, Radio und TV-Stationen.
Diverses und Alltägliches
Körperlich ist diese Grossübung anstrengend aufgrund
des laufenden Schichtdienstes. Jeder arbeitet am Tag von
sieben Uhr frueh bis sieben Uhr abends.
Anschliessend wird in der Nacht abwechselnd im Schichtbetrieb gearbeitet. Jede zweite bis dritte Nacht sitzen die Leute im Stab und in den Kampfbataillonen vor den Lagekarten. Und da rauchen bei der Barbeitung der fiktiven Spiellage mit Flüchtlingslagern, feindlichen Bataillonen, Massengraebern, Krankheiten, Demonstrationen u.a. sowohl die Köpfe als auch die Computer.
Das Österreichische Lazarett ist leer, es gibt keine Kranken. Beim unterstellten finnischen Bataillon 50 Kilometer entfernt hat sich leider als unsichtbarer Gegner „Feind Grippe“ eingeschlichen. Ansonsten ist die Stimmung überall gut und die Soldaten haben auch ausreichende Geländekenntnisse erworben.
Verbindung und Kommunikation
Die Telephone im Gefechtsstand – der Turnsaal der Kaserne
wurde zum multinationalen Lagezentrum umgebaut – laufen
ständig heiss. Und der Brigadekommandant , Brigadier
Klemens Hofmeister, ist taeglich am Abend übert eine
TV-Videokonferenz mit seinen Brigadekommandanten der anderen
Zonen und den vorgesetzten Kommandanten in Stettin ( hunderte
Kilometer nördlich) live verbunden.
Die Heimatverbindung nach Österreich klappt ebenfalls. An die Soldaten wird jede Woche eine Telephonwertkarte ausgegeben, um die Kommunikation zu den „Lieben“ und Verwandten zu Hause nicht abreissen zu lassen. Auch die Feldpost klappt, eigens angefertige Postkarten mit je drei Briefkarten können nach Österreich versandt werden.