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Schweizerisch-österreichisches Vorzeigeprojekt in der Kommunikationsausbildung

Wien, 06. September 2002  - Die Schweizer Armee und das Österreichische Bundesheer starteten vergangenen Jänner ein „Joint Venture“ der besonderen Art. Nicht die Wirtschaft sondern Kommunikation steht im Mittelpunkt einer einmaligen Ausbildungszusammenarbeit. Das erfolgreiche Projekt feierte letzte Woche seine zweite Auflage in Spiez (CH) und Wien (A).

„Man kann nicht nicht kommunizieren!“ Dieser Grundsatz, den der österreichische Kommunikationswissenschafter Paul Watzlawick aufstellte, ist wohl Basis für dieses ambitionierte, zwischenstaatliche Ausbildungsprojekt. Die Schweiz und Österreich richteten nunmehr bereits zum zweiten Mal einen gemeinsamen Grundlagenlehrgang für Presseoffiziere und -unteroffiziere (PIO) aus. Und das sehr erfolgreich. Die zweiwöchige Funktionsausbildung für Kommunikationsfachleute in den Streitkräften und solche, die es noch werden wollen, fand von 18. bis 30. August 2002 in Spiez (CH) und Wien statt. Insgesamt 17 Offiziere und Unteroffiziere aus Österreich, der Schweiz und Deutschland stellten sich dem anspruchsvollen Lehrgang. Die Organisatoren wollen mit dieser Initiative einen einheitlichen Ausbildungsstandard für den Einsatz von Medienarbeitern im In- und Ausland schaffen.

Praxisnähe als oberste Maxime

„Praxisnähe ist das A und O, und das gilt umso mehr für die Kommunikationsausbildung“, betont Daniel Schlup, Oberst im Generalstab und Chef des Zentrums für Information und Kommunikation der Armee (ZIKA). Schlup ist Mitbegründer der Ausbildungskooperation und auf Schweizer Seite für die Zusammenarbeit mit den Österreichern verantwortlich. Das Konzept ist simpel. Kurze theoretische Inputs und viel Zeit für praktische Übungen. Dieser Maxime entsprachen die Trainer des ersten Kursteils im malerischen Spiez dann auch voll und ganz. Journalisten aus der vielfältigen Schweizer Medienlandschaft, allesamt ausgewiesene Experten, fühlten den Kursteilnehmern dann ordentlich auf den Zahn. Selbst geübte Presseoffiziere kamen gehörig ins Schwitzen. In drei Ausbildungsblöcken übten die Kursteilnehmer Fernseh- und Radiointerviews und die Gestaltung von Presseaussendungen, Schlagzeilen und Bildbeschreibungen. Und das alles in perfekter Umgebung und mit hochwertiger Infrastruktur. Da gehörte ein mobiles Fernsehstudio ebenso zur Ausstattung wie ein Schneidetisch oder eine improvisierte Zeitungsredaktion. Besonderen Sprengstoff bargen Interviews, die Trainer mit Journalisten führten. Von den 6 Schweizer Offizieren (Miliz, Anm. d. Red.) sind nämlich 3 im Zivilberuf Journalisten. „Kaum zu glauben, wie schwierig es ist, plötzlich auf der anderen Seite des Mikrofons zu stehen“, bestätigt Mike Lüscher, der als Chef vom Dienst für den Schweizer Kabelfernsehsender Tele M1 tätig ist.

Projekterfolg durch schweizerisch-österreichische Freundschaft

ZIKA-Chef Schlup sieht sein Zentrum als modernen Dienstleistungsbetrieb, der zunehmend auch als internationale Kommunikationsplattform der Armee fungiert. „Allein im Rahmen unserer PfP-Kurse (Partnerschaft für den Frieden, Anm. d. Red.) konnten wir am ZIKA bis heute Teilnehmer aus rund 30 Ländern begrüßen“, erläutert der Generalstabsoffizier. Das erfolgreiche „Joint Venture“ mit dem PfP-Partner Österreich gehe aber vor allem auf die persönliche Beziehung zum Presse- und Informationsdienst im österreichischen Verteidigungsministerium zurück. Dort habe er mit Dr. Reinhard Raberger nicht nur einen kompetenten Ansprechpartner, sondern über die Jahre auch einen Freund gefunden. Nur dieser gedeihlichen Zusammenarbeit sei es zu verdanken, dass dieses bilaterale Projekt nun Früchte trägt.

Seit Jahren bemüht sich Reinhard Raberger um einheitliche Ausbildungsstandards für Presseoffiziere und -unteroffiziere. Was im Ausland leicht zu verwirklichen ist, entpuppt sich auf nationaler Ebene als Sisyphusarbeit. „Mir scheint oft, daß die Probleme innerhalb des Bundesheeres größer gesehen werden, als zwischen den beiden Armeen. Kompetenzstreitigkeiten und unterschiedliche fachliche Auffassungen bringen immer wieder Sand ins Getriebe stellen oft den Erfolg der Arbeit in Frage“, meinte Raberger. Umso bemerkenswerter ist die schweizerisch-österreichische Ausbildungskooperation, die europaweit Schule machen könnte.

Deutschland als Dritter im Bund?

Raberger hofft, auch die Deutschen mit ins Boot holen zu können. Die deutsche Bundeswehr verfügt mit der Bundeswehrakademie für Information und Kommunikation (AIK) über ein Kompetenzzentrum in Strausberg (Kreis Märkisch Oderland, nahe Berlin). Eine trilaterale Zusammenarbeit wäre für alle Partner wertvoll. Mit der AIK könnten die Organisatoren einen starken Partner gewinnen, der auch NATO-Mitglied ist. In den zahlreichen internationalen Einsätzen haben deutsche Presseoffiziere ihre Kompetenz, die in den Kursen an der AIK vermittelt wurde, unter Beweis gestellt. Der Ausbildungsverantwortliche der AIK, Oberst Franz-Josef Pütz, absolvierte aus diesem Grund den 2. Lehrgang und war mit dem Erfolg der Ausbildung sehr zufrieden. “Daher möchten wir gerne mitmachen, wenn es darum geht, gemeinsame Probleme auch gemeinsam zu lösen. Die AIK hat jetzt einen neuen Kurs aufgelegt, mit dem wir uns schrittweise an die Ziele annähern wollen, die wir mit dem Presse- und Informationsdienst, dem Schweizer ZIKA und der NATO vereinbart haben. Die übrigen Kurse, die wir anbieten, stehen den Partnern aus Österreich und der Schweiz selbstverständlich auch weiterhin offen“, erläutert Pütz.

Öffentlichkeitsarbeit am grünen Tisch

Der zweite Kursteil in Wien war einem Planspiel gewidmet, dem ein realistisches Szenario, der Kosovo-Einsatz, zugrunde lag. Bekanntlich tragen knapp 500 österreichische Soldaten und rund 150 Schweizer im Rahmen einer deutschen KFOR-Brigade (Kosovo Force) zur Friedenserhaltung im Süden des Kosovo bei. Die Übung zielte darauf ab, die spezifischen Anforderungen an die Öffentlichkeitsarbeit in einem solchen Einsatz zu vermitteln. Großen Wert legten die Organisatoren auf Teamarbeit. Obwohl „am grünen Tisch“, das Planspiel sollte möglicht realitätsnahe verlaufen. Und das gelang auch weitgehend. Die Teilnehmer mussten in kurzer Zeit ein Pressezentrum einrichten und Arbeitsabläufe festlegen. Journalisten setzten die Presseoffiziere mit Anfragen unter Druck. Informationsmankos bei der eigenen Truppe forderten effiziente Kommunikationsmaßnahmen nach innen und vieles mehr. Die Situationen waren aber aus dem Leben gegriffen. „Alles ist schon einmal vorgekommen. Wir konfrontieren die Kursteilnehmer mit absolut realen Situationen“, unterstreicht Hauptmann Michael Bauer. Er hat das Übungsszenario entworfen und zeichnete auch als „Regisseur“ des Planspiels verantwortlich. Der ausgebildete Führungsverhalten-Trainer sorgte sich auch um die gruppendynamischen Prozesse und nahm mit Feedbackrunden zur rechten Zeit Einfluss auf den Lernerfolg.

Eine professionelle Kommunikationsausbildung als Teil der militärischen und zivilen Kaderausbildung ist ein absolutes Muss. Im Umfeld der modernen Informationsgesellschaft kann nur bestehen, wer effizient zu kommunizieren weiß. Denn, man kann nicht nicht kommunizieren, wie Watzlawick bekanntlich sagte. Das hat der zweiwöchige Ausbildungslehrgang eindrucksvoll bewiesen. Der nächste Kurs findet bereits im Frühjahr 2003 (3. bis 15. Februar) statt.

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