"Man kann die Leute nicht verhungern lassen": Grundwehrdiener im Flüchtlingseinsatz
Salzburg, 04. November 2015 - "Man hörte so viele verschiedene Zahlen aus den Medien. Alles wirkte chaotisch, und plötzlich waren wir im Einsatz“, beschreibt Oberstabswachtmeister Stefan Mitter den Tag, als es für ihn und seine Rekruten begann. Während die Berufssoldaten im Assistenzeinsatz Sicherheit und Ordnung gewährleisten, sorgen Grundwehrdiener gemeinsam mit zivilen Organisationen für Verpflegung und einen sauberen Schlafplatz. In ganz Salzburg sind rund 100 Wehrdiener im Unterstützungsleistungs-Einsatz.
Schauplatz Bahnhofsgarage Salzburg
Noch sind Oberstabswachtmeister Mitters Soldaten in der Salzburger Bahnhofsgarage eingesetzt. Zu Spitzenzeiten fanden hier 800 bis 1.000 Menschen kurzzeitig Unterschlupf. Heute sind es schon deutlich weniger. Jene, die ankommen, werden so schnell wie möglich zum ASFINAG-Gelände an der Westautobahn und von dort zur deutsch-österreichischen Grenze gebracht. Bis es so weit ist, teilen die Rekruten warme Mahlzeiten und Getränke aus.
Enorme Stundenbelastung
"Die Stundenbelastung ist enorm. Man hat kaum Zeit zum Runterkommen. Eine Woche frei haben wäre mal nicht schlecht. Aber den Leuten gehört geholfen. Man kann sie ja nicht verhungern lassen", schildert Rekrut Andreas Birgmann den Einsatz. "Und man muss aufpassen, dass jeder etwas bekommt und sich nicht nur die Stärkeren durchsetzen", fügt er hinzu.
Täglich werden tausend warme Mahlzeiten in der Schwarzenberg-Kaserne gekocht und am Bahnhofsareal ausgegeben. Streit ums Essen wird im Keim erstickt. Notfalls schreiten Polizei und Berufssoldaten ein.
Die Ausbildung läuft weiter
Parallel zum Einsatz werden die Grundwehrdiener weiter ausgebildet. Für Rekrut Bernhard Forsthuber war die Hilfe nach der Basisausbildung zunächst eine sinnvolle Abwechslung. Schwierig sei es für seine Kameraden aus anderen Bundesländern, die nun längere Zeit nicht nach Hause konnten und vieles für den Einsatz hintanstellen mussten, so Forsthuber.
Besonders im Gedächtnis geblieben sind Forsthuber die langen Schlangen, die sich für Kleidung und Essen angestellt haben. "Und ich habe großen Respekt vor den vielen zivilen Helfern, die neben ihrer Arbeit in der Nacht freiwillig helfen", so der Wehrdienstleistende.
Für die Sicherheit sorgen Polizei und Berufssoldaten
Für Oberstabswachtmeister Mitter und seine jungen Soldaten ist der Einsatz äußerst fordernd, aber schaffbar. "So lange wir uns um die Versorgung kümmern und die Sicherheit von der Polizei und den Assistenzsoldaten gewährleistet wird, habe ich keine Bedenken. Die Motivation in meiner Mannschaft ist trotz den Herausforderungen gut. Schließlich geht es auch um einen echten Krisenfall", so der Unteroffizier.
Grundwehrdiener arbeiten ausschließlich im Unterstützungsleistungs-Einsatz des Bundesheeres. Der sicherheitspolizeiliche Assistenzeinsatz im Rahmen der Flüchtlingshilfe ist speziell ausgebildeten Berufssoldaten vorbehalten.
Weiterführende Information
Ein Bericht der Redaktion Militärkommando Salzburg