Konfliktanalyse: Östliche Partnerstaaten in Wien
Wien, 20. Jänner 2023 - Österreich nimmt aufgrund seiner sicherheitspolitischen Stellung und als Sitzland von UNO und OSZE in vielen Konflikten eine Vermittlerrolle ein. Als unparteiischer Moderator wird versucht, mit den Konfliktparteien Gemeinsamkeiten zu identifizieren und aufbauend auf diesen einen akzeptierten Lösungsweg aufzuzeigen. Gerade bei jungen oder fortgesetzten Konflikten ist dieser Prozess zeitaufwendig und bedarf speziell geschultes Personal.
Europa und die östlichen Partner
Als der Hohe Vertreter für die EU-Außenpolitik, Javier Solana, im Jahr 2003 nach dem ungerechtfertigten Irak-Krieg seine Sicherheitsstrategie vorgestellt hat, prophezeite er bereits: "Wir müssen darauf hinarbeiten, dass östlich der Europäischen Union […] ein Ring verantwortungsvoll regierter Staaten entsteht, mit denen wir enge, auf Zusammenarbeit gegründete Beziehungen pflegen können. Wir müssen nun ein stärkeres und aktiveres Interesse für die Probleme im Südkaukasus aufbringen, der einmal ebenfalls eine Nachbarregion sein wird."
Konfliktanalysekurs
Das Verteidigungsministerium organisierte gemeinsam mit dem "Kennedy Institut" der irischen Maynooth Universität einen Konfliktanalysekurs im Rahmen des Europäischen Sicherheits- und Verteidigungskollegs. Die Östliche Partnerschaft der EU bildete das Zielpublikum. Jeweils fünf Vertreter von Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Moldawien und der Ukraine nahmen das wertvolle Trainingsangebot in Wien war. Alle Staaten haben zwischenstaatliche Konflikte auf ihren Gebieten, die Ukraine sogar einen Krieg.
Analysiere die Gegenwart und lerne aus der Vergangenheit
Der Kurs vermittelte die Anwendung von Analysewerkzeugen, welche die Ursachen einer Konfliktsituation identifizieren. Damit ist einer der ersten Schritte im Konfliktmanagement getan. Oft sind es mehrere Aspekte, die bei einem Konflikt zusammenwirken und die für eine konstruktive Lösung berücksichtigt werden müssen. Um eine von den Emotionen weitestgehend losgelöste wertneutrale Betrachtung vornehmen zu können, wurde als Übung der Konflikt ‚Äthiopien/Eritrea‘ herangezogen. 35 Studenten aus den EU-Mitgliedstaaten und den Östlichen Partnerstaaten arbeiteten in gemischten Kleingruppen aktiv und engagiert an Lösungen.
Von der Theorie zur Praxis
"Es war schön zu beobachten, wie die Gruppen länderübergreifend arbeiteten und selbst Staaten, die miteinander Konflikte haben, gemeinsam an Lösungsansätzen Interesse zeigten. Das ist der erste Schritt von der Theorie zur Praxis", konstatierte der Kursdirektor Jochen Rehrl nach Abschluss des Kurses. Der Generalsekretär des Verteidigungsministeriums, Arnold Kammel, ließ es sich nicht nehmen, den Kursteilnehmern persönlich die Abschlusszeugnisse des Europäischen Sicherheits- und Verteidigungskollegs zu überreichen und den Kursabsolventen zum erfolgreichen Abschluss der Ausbildung zu gratulieren.