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Die Ära Kardinal DDr. Franz König (1959 bis 1969)

Wien, 02. April 2004  - Mit der Verordnung des Bundesministers für Landesverteidigung Ferdinand Graf war bereits im Jahr 1956 die katholische Militärseelsorge wieder ins Leben gerufen worden. Noch fehlte es allerdings an einer geeigneten Persönlichkeit, die die Leitung dieser Militärseelsorge übernehmen sollte. Der Vatikan wurde der neuen Situation dadurch gerecht, dass er einen eigenen Bischof zum Chef der neu errichteten Militärseelsorge machte. Papst Johannes XXIII. bestellte mit Dekret vom 21. Februar 1959 den Wiener Erzbischof Dr. Franz König zum ersten "Vicarius castreiisis" (Militärvikar) des österreichischen Bundesheeres der Zweiten Republik. Dr. König erfreute sich großer Wertschätzung des Papstes, der ihn bereits zuvor, im Dezember 1958, in das Kardinalskollegium berufen hatte.

Er übte also das Amt eines Militärvikars im Sinne des Codex Iuris Canonici aus und blieb gleichzeitig Ordinarius der Wiener Erzdiözese. Der bereits erwähnte Salzburger Domkapitular Prälat Innerhofer wurde ihm als Provikar und somit Stellvertreter zur Seite gestellt, der sich um die laufenden militärseelsorgerischen Belange zu kümmern hatte.

In erster Linie erfüllte Dr. König die Aufgabe des Aufbaus einer pastoralen Struktur für ganz Osterreich und in den einzelnen Bundesländern. Selbstverständlich stand neben diesem großen Anliegen von allein Anfang an die Erledigung vieler persönlicher Interventionen einzelner Heeresangehöriger im Vordergrund. Gleichzeitig wurde auch in den einzelnen Garnisonen für den Ausbau sakraler Räume von Kapellen bis Kirchen gesorgt.

Ein spezielles Interesse galt von allem Anfang an der seelsorgerischen Betreuung des Heeresspitals in Stammersdorf bei Wien, wo sich der damalige Provikar im Jahr 1960 sogar um den Einsatz geistlicher Schwestern für die Krankenseelsorge bemühte, was jedoch wegen des Schwesternmangels nicht in die Realität umgesetzt werden konnte.

Durch die zentrale Lage Wiens vor allem im mitteleuropäischen Raum wurden auch Kontakte mit Bonn zum damaligen deutschen Militärgeneralvikar Werthmann geknüpft.

Dem Wirken Kardinal Königs ist auch die Entwicklung einer europäischen und dann weltweiten gemeinsamen Soldatenwallfahrt vom Wehrmann bis zum General nach Lourdes zuzuschreiben. Im Jahr 1960 nahmen bereits etwa 1400 österreichische Soldaten daran teil. Auch die Abhaltung von Feldmessen anlässlich von Einweihungen verschiedener Kasernen, Fahnen und Standarten wurden oft vom Kardinal selbst zelebriert, wobei er stets die einzelnen Truppenkörper auf die Bedeutung der Religion speziell für den Soldatenstand hinweisen konnte. 1960 wurde außerdem einer Einladung zum eucharistischen Weltkongress in München von vielen österreichischen Militärgeistlichen Folge geleistet.

Kardinal König bemühte sich stets, geeignete Militärseelsorger für die zentrale pastorale Leitung in den einzelnen Bundesländern zu finden, was zum Beispiel für Kärnten durch den Vorschlag des Diözesanbischofs Josef Kösthner für seinen Domvikar Felix Mayer geschehen ist. Für die Steiermark wurde der noch lebende damalige Militärsuperior Franz Unger und für Tirol Militärkurat Album Jordan bestellt. Diese Seelsorger von großem persönlichen Format sind auch heute noch in den Herzen der Soldaten lebendige Geschichte.

Der spätere Militärbischof Dr. Alfred Kostelecky war schon damals in viele juridische und administrative Angelegenheiten innerhalb des österreichischen Militärvikariates involviert. Unter anderem wurde er mit der Funktion als geschäftsführender Sekretär der Österreichischen Bischofskonferenz betraut.

Die administrative Situation konnte durch das Bundesministerium für Landesverteidigung 1960 dahingehend bereinigt werden, dass mit einem Schreiben an Kardinal König vom 20. April 1960 die Errichtung eines Militärvikariates als eigene Dienststelle und auch eines evangelischen Seelsorgeamts erfolgte.

Selbstverständlich gab es auch für verdiente Soldaten die Resonanz der Kirche, wie etwa durch die Verleihung des Komturkreuzes des St.-Georgs-Ordens an den damaligen Oberstleutnant und späteren Armeechef Emil Spannocchi als damaligen Kommandanten der 9. Panzerbrigade in Götzendorf.

Sowohl vom damaligen Bundesminister Ferdinand Graf als auch von den Offizieren und Heeresangehörigen war eine vorbildliche Unterstützung bei der Errichtung von Kapellen in den einzelnen Garnisonen gegeben, wie zum Beispiel durch Spannocchi in Götzendorf und durch Bundesminister Graf für LinzEbelsberg. Der Minister überwies im Jahr 1960 den damals sicherlich bedeutenden Betrag von ATS 150.000.- für die Belange der katholischen Militärseelsorge an Kardinal König.

In dieser Zeit wurden sowohl durch den Militärvikar als auch durch die einzelnen Militärseelsorger Richtlinien für die Abhaltung eines ethischen Unterrichts und von Vorträgen verfasst. Es ergingen auch Schriften über die Eucharistie in der Seelsorge oder vom damaligen Militärkurat Josef Vollnhofer verfasste Richtlinien über die „Männliche Frömmigkeit". Gleichzeitig wurden auch Verhandlungen über den Kirchenbeitrag und die Belange der österreichischen Militärseelsorge geführt.

Anlässlich der Ausmusterung von Fähnrichen an der Theresianischen Militärakademie was bis heute Tradition ist - wurden vom damaligen Akademiepfarrer Alfred Hahn Pontifikalämter in der St.-Georgs-Kirche von Wiener Neustadt organisiert, an denen der Bundesminister und die höchsten Offiziere teilnahmen. Durch die Auswirkungen des Zweiten Vatikanischen Konzils begann sich auch die katholische Jugend mit dem Bundesheer einerseits verständnisvoll und andererseits oft kritisch auseinander zu setzen - ein Prozess, der sicherlich bis heute im Sinne der Diskussion und des Dialoges innerhalb der katholischen Kirche anhält. Am 13. Dezember des Jahres 1967 erfuhr nicht nur Wiener Neustadt, sondern auch die militärbischöfliche St.-Georgs-Kirche eine hohe Auszeichnung, da sie vom Papst Paul VI. zur Tochterkirche des Laterans in Rom ernannt wurde.

Die Ausweitung und Intensivierung der Beziehungen der Militärbischöfe untereinander erfolgte im Jahr 1967 durch den Besuch des deutschen Militärbischofs mit Sitz in Essen, dem späteren Kardinal Franz Hengstbach.

Der inzwischen dem ersten Provikar Innerhofer nachgefolgte neue Provikar Fritz konnte der Österreichischen Bischofskonferenz einen Bericht über die mindestens einmal jährliche stattfindende militärgeistliche Pastoralkonferenz vorlegen.

Auch im gesellschaftlichen Bereich war die Militärseelsorge durch ihren Bischof etwa beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker vertreten, und Kardinal König bemühte sich auch um ein öffentliches Zusammenwirken der katholischen und evangelischen Christen beim Militärgottesdienst.

In jenen Jahren gab es auch bereits erste Verhandlungen, Geistlichen innerhalb ihrer Zivildiözesen den Status eines „Offiziers des Militärseelsorgedienstes der Reserve" zuzuerkennen. Die Seelsorger bemühten sich um die Herausgabe eines eigenen Soldatentaschenbuches von einzelnen Interventionen bei Vergehen von Heeresangehörigen bis hin zur Teilnahme an alpinen Skiveranstaltungen.

Im Jahr 1968 ersuchte Kardinal Dr. König in einem Schreiben an den Papst, ihn wegen arbeitsmäßiger Überlastung in seinem Amt von seiner Aufgabe als Militärvikar des österreichischen Bundesheeres zu entheben, und unterbreitete dem Apostolischen Nuntius einen Vorschlag für seine Nachfolge. Mit einem Schreiben der Apostolischen Nuntiatur in Wien vom 6. Februar 1969 wurde die Frage der Bestellung eines neuen Vicarius Castrensis in erster Linie dem bisherigen Bischof überlassen. Es wurde darin einem residierenden Diözesanbischof grundsätzlich der Vorzug gegeben, und zwar deshalb, weil damit eine bessere Integrierung innerhalb der Gesamtseelsorge gegeben wäre. So schlug Dr. König dem Apostolischen Stuhl den damaligen Diözesanbischof von St. Pölten, Dr. Franz Zak als seinen Nachfolger vor; dies tat er nicht nur deshalb, weil dieser nahe bei Wien residierte und ihm bereits ein Weihbischof zur Entlastung zur Seite stand, sondern auch, weil Zak im Zweiten Weltkrieg selbst Soldat war.

Erwähnenswert ist auch ein Schreiben Dr. Königs an den damaligen Bundesminister Dr. Georg Prader, in dein er vorschlug, aus praktischen und verständlichen Gründen den Titel eines „Militärbischofs" statt dem eines „Militärvikars" als Amtsbezeichnung wie in Deutschland zu führen.

Kardinal König beglückwünscht Hauptmann Hoy.

Kardinal König beglückwünscht Hauptmann Hoy.

Kardinal König und GTI General Fussenegger schreiten die Front ab.

Kardinal König und GTI General Fussenegger schreiten die Front ab.

Kardinal König bei der Spendung der Firmung I

Kardinal König bei der Spendung der Firmung I

Kardinal König bei der Spendung der Firmung II

Kardinal König bei der Spendung der Firmung II

Hauptmann Segur-Cabanac meldet dem Kardinal zur Soldatenfirmung 1960.

Hauptmann Segur-Cabanac meldet dem Kardinal zur Soldatenfirmung 1960.

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