In den frühen Morgenstunden des 22. Juni 2025 griffen sieben amerikanische B-2A-„Spirit“-Bomber im Rahmen der Operation „Midnight Hammer“ die drei zentralen Nuklearfertigungsstätten des Iran – Fordow, Natanz und Isfahan – an. Dabei wurden vierzehn GBU-57A/B-„Massive Ordnance Penetrator“ (MOP) „Bunkerbrecher“-Bomben, dreißig BGM-109-„Tomahawk“-Marschflugkörper und weitere Präzisionswaffensysteme eingesetzt. Die hohe Eindringtiefe der GBU-57A/B wird durch die schiere Masse der Bombe selbst, den stark dimensionierten Sprengkopf und die Gravitationsbeschleunigung während der Flugbahn erzielt. Ziel der USA war es, durch den Einsatz der GBU-57A/B möglichst große Schäden in den unterirdischen iranischen Anlagen zu verursachen. Erste vorliegende Fotos zeigen punktgenaue Treffer in den iranischen Nuklearfertigungsstätten. Insgesamt waren 125 US-Flugzeuge sowie mehrere Schiffe der US Navy (darunter U-Boote) an der Gesamtoperation beteiligt.
Wie groß ist die Gefahr einer Eskalation des Irankonflikts?
Mit diesem Angriff sind die USA an der Seite Israels in den Krieg eingetreten. Der weitere Konfliktverlauf hängt nun von der Reaktion des iranischen Regimes ab. Es befindet sich eine große Anzahl an US-Basen im Irak, in Bahrain, Kuwait, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Diese liegen in unmittelbarer Reichweite iranischer Raketen und Drohnen oder können direkt von den vom Iran unterstützten Proxies attackiert werden. Letztere haben bereits wiederholt amerikanische Stützpunkte in den Jahren 2023 und 2024 angegriffen. Sie sind in der Lage, mit relativ einfachen Drohnen und Raketen amerikanische Ziele effektiv zu treffen. Vorsorglich haben die USA daher viele der Basen vor dem Angriff evakuiert. Kann sich das iranische Regime halten und tatsächlich zum Schlag gegen US-Basen in der Region ausholen, werden die USA an der Seite Israels immer weiter in den Krieg hineingezogen, womit auch die Unterstützung für die Ukraine schwinden wird. Dies begünstigt wiederum die Fortführung des russischen Angriffskrieges.
Was hat der Iran noch militärisch in der Hinterhand?
Die Gefahr der Eskalation besteht in der Umsetzung indirekter Maßnahmen. Neben direkten Angriffen gegen Israel und US-Basen kann der Iran als Reaktion auf den amerikanischen Angriff die Straße von Hormus militärisch sperren. Dabei kann er Minen, Anti-Schiffsraketen oder mit Sprengstoff bewaffnete unbemannte Boote oder Drohnen einsetzen. Eine Störung, Unterbrechung oder Sperrung des Schiffsverkehrs hätte weitreichende Auswirkungen auf die globale Rohstoffversorgung. Die US-Energieinformationsbehörde bezeichnet die Meerenge als die weltweit wichtigste Meerenge für den Öltransport, da etwa ein Viertel des gesamten weltweiten Verbrauchs an flüssigen Erdölen durch diesen Raum fließt. Der Ölpreis, welcher sich vor dem US-Angriff bei knapp über 70 $/Barrel befand, steigt. Bei einer Sperre könnte der Preis sogar auf 120 bis 130 $/Barrel oder noch höher steigen. Analysten warnen, dass dies weltweit wirtschaftliches Chaos auslösen könnte. Die Unterbrechung eines hohen Anteils der weltweiten Ölversorgung würde zu massiven Preisanstiegen führen und die Inflation in die Höhe treiben. Eine weltweite Rezession könnte die Folge sein. US-Außenminister Marco Rubio forderte daher China noch am 22. Juni 2025 auf, den Iran davon abzuhalten, die Straße von Hormus zu sperren. Über 75 % des Ölexports durch die Straße von Hormus werden nach Asien geliefert.
Wie verhält sich die iranische Bevölkerung, und kann das Regime fallen?
Die entscheidende Frage ist, ob das iranische Regime die eigene Bevölkerung weiter unter Kontrolle halten kann. Im Moment gibt es keine Anzeichen für eine von den USA und Israel intendierte Kapitulation des iranischen Regimes oder einen Regimewechsel. Noch am Nachmittag des 22. Juni 2025 berichteten iranische Medien, dass das iranische Parlament eine Sperre der Straße von Hormus empfohlen habe. Die Entscheidung liegt nun beim Obersten Nationalen Sicherheitsrat des Iran. Das Verhalten der iranischen Bevölkerung kann sich mit zunehmenden israelischen und amerikanischen Angriffen ändern. Das alleinige Bombardieren von Zielen im Iran wird jedoch kaum ausreichen. Historisch betrachtet bedurfte es Bodentruppen, um ein Land zur Kapitulation zu zwingen. Alles hängt daher vom Verhalten der iranischen Bevölkerung, der Armee und des Regimes ab. Eine Option wäre, dass sich die Armee mit der Bevölkerung solidarisiert und gegen das Regime vorgeht.