Disziplin, Klang und Kultur: Das Militärmusikfestival als Leistungsschau der besonderen Art
Akkurate Marschformationen, präzise dirigierte Kapellen und eindrucksvolle Klangkörper: Kaum ein anderes Ereignis verbindet militärische Präzision, Disziplin und musikalische Höchstleistung so überzeugend wie die größte militärmusikalische Veranstaltung Österreichs.
Etwa 650 Künstler, darunter Militärmusiker aus dem In- und Ausland sowie zivile Musiker aus der Großregion Salzburg, kamen vom 7. bis 8. Mai 2025 im Messezentrum Salzburg in der Salzburgarena zusammen, um gemeinsam mit dem ORF und dem Land Salzburg Spenden für LICHT INS DUNKEL zu sammeln. Mit dem Festival rückt ein musikalischer Bereich ins Rampenlicht, der fest im Gefüge des Bundesheeres verankert ist und weit über das Ereignis hinaus eine bedeutende Rolle spielt.
Für alle, die nicht live dabei sein konnten
Die erste Ausstrahlung im ORF findet am Samstag, den 24. Mai 2025, um 22:00 Uhr in ORF2 statt. Zwei weitere Ausstrahlungen sind geplant.

Militärmusik zwischen Tradition und Moderne
Die Militärmusik als Teil des Österreichischen Bundesheeres hat nicht nur die Aufgabe, verschiedene militärische Zeremonien musikalisch zu umrahmen. Sie wird auch für Katastrophenhilfe, Hochwasserschutz oder den Schutz kritischer Infrastruktur einberufen. Sie hat zudem die traditionelle Aufgabe, zum Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen der Bevölkerung und ihren Soldaten beizutragen. Die Militärmusik ist sowohl Kulturträger und Aushängeschild des Österreichischen Bundesheeres als auch eine Fort- und Weiterbildungsstätte für Musiker und ein Sprungbrett für eine vielversprechende Gesangs- und Musikkarriere. Hinter dieser traditionsreichen Institution stehen Menschen mit Leidenschaft – für sie ist die Militärmusik mehr als ein Beruf.
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Von Leidenschaft zur Berufung
Das Militärmusikfestival ist das Highlight jedes Militärmusikers. Viele Musiker erinnern sich zu diesem Zeitpunkt besonders gerne daran, weshalb sie diese berufliche Laufbahn eingeschlagen haben. „Durch die Musik bildet sich eine einzigartige Gemeinschaft, die wir innerhalb der Kapellen in ganz Österreich haben. Man verbringt beinahe jeden Tag gemeinsam mit dem Instrument. Und das verbindet. Wo wenn nicht hier, kann man sein Hobby zum Beruf machen?“, erzählt ein begeisterter Musiker. „Mir gefallen am meisten die vielen Auftritte, Dienstreisen und dass man viel in der Welt herumkommt“, zeigt sich ein anderer Militärmusiker zufrieden.
Wer Teil dieser besonderen Gemeinschaft werden möchte, hat vielfältige Möglichkeiten zum Einstieg. Eine Initiativbewerbung ist in allen neun Musikkapellen möglich. „Für mich persönlich ist es der schönste Beruf, den es auf der Welt gibt. Ich habe mein Hobby, ja meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Und wer das auch möchte, der möge sich bitte bei uns melden. Wir haben immer wieder Plätze frei und wir brauchen gute Leute“, motiviert Leutnant Hannes Krompaß, zweiter Gardekapellmeister und künstlerischer Leiter des Militärmusikfestivals. Auch Heeresmusikchef Oberst Heher möchte junge Musiker ermutigen dazuzustoßen: „Unter anderem kann man bei uns das Musikstudium beginnen oder weiterführen. Wir sind dafür eine der besten Ausbildungsstätten in Österreich.“

Der Weg bis zur ersten Note
Doch bevor die ersten Töne erklingen können, ist nicht nur musikalisches Können gefragt, sondern auch logistische Genauigkeit. Die Seebühne Mörbisch, das Klagenfurter Wörthersee Stadion sowie das Schloss Grafenegg waren bisher atmosphärische Kulissen vorangegangener Militärmusikfestivals. „Das Messezentrum Salzburg war dieses Jahr als Veranstaltungsort eine ganz besondere Herausforderung. Die Koordination war viel intensiver als bei den anderen, weil mehr Raum da war und die Zuseher gewisse Teile der Vorbereitung mitbekommen haben“, betont Oberst Bernhard Obmann, Gesamtleiter des Militärmusikfestivals.
„Man muss viel mit Licht und Schatten arbeiten, damit Zwischenaktivitäten nicht gesehen werden und die Aufmerksamkeit der Besucher auf der Vorstellung liegt.“ Im Gegensatz zu vorherigen Festivals, die mit zum Teil fertigen Aufnahmen gearbeitet haben, wurde das diesjährige Militärmusikfestival live für den ORF gespielt. Jedoch ist nicht immer alles planbar: „Das Konzept, das bereits Monate vorher geschrieben wird, und die finale Umsetzung klaffen sehr weit auseinander. Es müssen immer wieder Details nachgesteuert werden und das ist vor allem zeitlich eine Hürde“, stellt Obmann fest. Die Planung und Vorbereitung sind auch musikalisch fordernd: „Es ist natürlich eine große Herausforderung, eine so große Anzahl an Musikern gemeinsam spielen zu lassen. Es funktioniert nur“, so betont Krompaß, „wenn die Musiker sehr gut vorbereitet sind, indem sie einzelnen Stücke geübt und die Showfiguren exerziertechnisch einstudiert haben. Neben vielen Vorproben gab es eine Generalprobe einen Tag vor der Hauptveranstaltung.“

Tradition trifft Innovation – Klangbilder im Wandel
Neben technischer Präzision ist auch die künstlerische Weiterentwicklung ein zentrales Anliegen der Militärmusik, denn „die Rolle der Militärmusik hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt, auch in Bezug auf die kulturelle Bedeutung“, betont Heher. „Militärmusik entwickelt sich ständig, nicht nur in der Systematik, sondern auch im täglichen Dienstbetrieb.“ Musik lebt von Verwandlung. Musikalische Trends spielen auch in der Militärmusik eine Rolle, und „wir spielen nicht nur Marschmusik und Polka“, verdeutlicht Heher, „das geht von Filmmusik in der neuzeitlichen Musik bis hin zu zeitgenössischen Stücken.“ Militärkapellen gelten als Paradebeispiel für Disziplin. Ob da Raum für Kreativität bleibt, beantwortet Heher: „Das Wort Gemeinsamkeit ist hier essenziell. Das fängt beim Kapellmeister an und hört bei den jungen Damen und Herren im Orchester auf. Wir gestalten alles gemeinsam und nehmen uns die Zeit, sehr in die Tiefe zu gehen. Das ist ein wesentlicher Punkt. Wir genießen gegenseitiges Vertrauen und das betrifft alle Veranstaltungen der Kapellen.“
Militärmusiken repräsentieren die Republik Österreich, die Bundesländer und das Österreichische Bundesheer. Neben dem Element der militärischen Öffentlichkeitsarbeit sind sie wertvolle Volkskulturträger mit langer Tradition. „Die Leistungsfähigkeit des Bundesheeres künstlerisch und musikalisch darzustellen, ist eines der primären Ziele des Militärmusikfestivals“, erklärt Krompaß.
Von den positiven Auswirkungen des Militärmusikfestivals zeigt sich auch Obmann überzeugt: „Diese Integration von regionalen Elementen ist eine Maßnahme der aktiven Wehrpolitik, weil das Bundesheer von einer anderen Seite wahrgenommen wird und somit auch zeigen kann, dass es viel mehr ist als nur Uniformen und Befehle befolgen. Da sind Kreativität, Freundschaft und das Miteinander. Es geht von den kleinen Künstlern, ob sie jetzt Artisten oder ein Chor mit Liedern sind, bis zu 'Special Guests', wie Celina Hubmann als Sopranistin und eines der Highlights des Festivals.“

Das Festival – mehr als Marschmusik
Die musikalische Vielfalt zeigt sich auch im Programm des diesjährigen Militärmusikfestivals: Ein abwechslungsreicher Mix aus Klassik, zeitgenössischer Musik und internationalen Beiträgen macht deutlich, dass kein Festival dem anderen gleicht. Ein besonderes Zeichen der musikalischen Verbundenheit über Landesgrenzen hinweg setzen dabei die eingeladenen Militärmusiken aus dem Ausland. Neben einer fulminanten Show mit über 650 Musikern aus dem In- und Ausland werden anlässlich des Jubiläumsjahres bekannte Stücke der letzten Jahrzehnte präsentiert. Über einen Bildschirm werden währenddessen die wichtigsten Einsätze des Österreichischen Bundesheeres gezeigt und mit Videos anschaulich präsentiert. „Wenn ein Jubiläum, wie diesmal '70 Jahre Bundesheer', stattfindet, wird das in die Planung einbezogen, um ein stimmiges Programm zu kreieren“, erklärt Krompaß. „Wir versuchen immer, einen roten Faden zu finden. Heuer ist Johann Strauß einer unserer Favoriten.“

Die Besetzung des Militärmusikfestivals ist deutlich umfangreicher als die eines gewöhnlichen Blasorchesters. Neben Stücken für Streichinstrumente, Fagotte, Oboen und einen vollständigen Saxofonsatz können Besucher den vielfach ausgezeichneten Hornisten Felix Klieser erleben. Er besticht nicht nur durch sein musikalisches Talent, sondern auch durch seine inspirierende Lebensgeschichte. Als ziviler „Act“ spielt er berührende Momente mit seinem Waldhorn. Das Besondere daran: Er spielt das Instrument durch eine angeborene Behinderung ganz ohne Arme und mit seinen Zehen.

Militärmusiken als Bindeglied zwischen Militär und Zivilgesellschaft haben eine starke regionale Verankerung und dadurch Verbindungen zur zivilen Blasmusik. Sie sind nicht nur eine Kaderschmiede für zivile Blaskapellen, sondern auch Partner bei verschiedenen regionalen Veranstaltungen. Der Salzburger Blasmusikverein, bestehend aus 46 Musikern aus 35 verschiedenen Kapellen, ist ein weiteres Highlight des Militärmusikfestivals. Viele Mitglieder sind ehemalige Militärmusiker und bieten auf dem Festival eine achtminütige Show, die immer in Bewegung ist. Neben bekannten Werken wie „La Cucaracha“ gab es auch eine Uraufführung.

Ein weiteres Highlight des Festivals: zwei ausländische Kapellen, die Military Band Olomouc sowie das Central Orchestra of the Hungarian Defence Forces als größte Militärmusik Ungarns. Die Kapelle der Militärmusik Olmütz besteht aus 50 Mitgliedern und drei Kapellmeistern. „Österreichische Musiken sind im Ausland sehr gerne gesehen“, erklärt Krompaß. „Es ist immer eine wechselseitige Beziehung, dass einerseits Einladungen für uns kommen, aber andererseits wir auch Einladungen aussprechen.“ Da Militärmusiken Dienstmusiken sind, umrahmen sie nicht nur militärische Festakte, sondern können, je nach Verfügbarkeit, im Rahmen internationaler Kooperationen, an ausländischen Veranstaltungen teilnehmen.
Viele unterschiedliche Nationen sowie verschiedene musikalische Stile zu verbinden zeichnet das Militärmusikfestival aus. Dass dieses harmonische Gesamtkonzept aufgeht, bestätigt Heher: „Es ist nicht so schwierig. Wir besprechen gemeinsam mit den Kapellmeistern, was wir neu anbieten, wie der Trend geht, und anschließend wird das Notenmaterial versendet, auch an die Nachbarsgäste. In Salzburg findet anschließend eine Arbeitsgruppe statt und gemeinsame Proben.“

Das Finale: Der Große Österreichische Zapfenstreich
Nach dem vielfältigen Programm voller Highlights steuerte das Festival schließlich auf seinen feierlichen Höhepunkt zu: den Großen Österreichischen Zapfenstreich. Er würdigt die Geschichte und Werte des Österreichischen Bundesheeres. Den Auftakt bildet das feierliche Einmarschieren einer Ehrenformation, musikalisch begleitet. Anschließend erfolgt die Meldung an Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. Die musikalische Leitung des Zapfenstreichs übernahm 2025 Heeresmusikchef Oberst Heher. Das Geschehen wird für die Zuseher vor Ort auf einem LED-Videowürfel mit 360°-Sicht übertragen.
Für Krompaß war es ein besonderes Erlebnis: „Mein persönliches Highlight ist immer der Große Österreichische Zapfenstreich, denn auch hier wird die friedliche Koexistenz verschiedener Armeen verdeutlicht. Gerade in schwierigen Zeiten, in denen wir heute leben, gibt es kein erhebenderes Gefühl, als dass Soldaten verschiedenster Nationen gemeinsam friedlich militärische Musikstücke musizieren.“

Fazit: Begeisterung auf allen Seiten
Am Ende des Militärmusikfestivals herrscht Zufriedenheit – bei den Veranstaltern ebenso wie bei den Gästen. „Ich bin jedes Jahr dabei und mir gefällt einfach alles“, fasst ein Festivalgast zusammen. Die abwechslungsreiche Gestaltung und die besondere Atmosphäre beeindruckt viele: „Die Show, die verschiedene Kapellen, jeder hat sein eigenes Showprogramm, das ist das Besondere“, lobt ein Besucher.
Auch auf der Veranstalterseite überwiegt der Stolz und Freude über einen gelungenen Ablauf. Obmann, Gesamtleiter des Festivals, zeigt sich stolz: „Bereits bei der Generalprobe hat wirklich alles super zusammengepasst.“ So geht ein Festival zu Ende, das für viele weit mehr ist als nur ein musikalischer Abend. „Die Musik, die Show dazu – das verbindet Österreich“, fasst es ein Besucher treffend zusammen. Das Militärmusikfestival 2025 bleibt damit nicht nur als Leistungsschau der besonderen Art in Erinnerung, sondern auch als lebendiges Symbol für Gemeinschaft, gelebte Tradition und internationale Verbundenheit.