1. Was ist die Straße von Hormuz und welche Bedeutung hat sie?
Die Straße von Hormuz liegt zwischen dem Iran und einer omanischen Exklave auf der spitz zulaufenden Halbinsel Musandam. An ihrer schmalsten Stelle misst die Meerenge rund 30 Kilometer. Sie verbindet den Golf von Oman mit dem Persischen Golf. Die eigentliche Schifffahrtsrinne innerhalb dieses ohnehin engen Nadelöhrs ist lediglich wenige Kilometer breit.
Täglich werden über die Straße von Hormuz rund 20 % des weltweiten Ölbedarfs sowie ein Viertel des globalen Flüssiggasverbrauchs transportiert. Alle wichtigen arabischen Öl- und Gasexporteure verschiffen ihre Energieträger durch diese Passage – vornehmlich in Richtung Asien. Besonders betroffen von einer Sperre wären daher Staaten wie China.
Der iranische Einfluss auf die Schiffbarkeit dieser Wasserstraße ist einer der wenigen strategischen Hebel, über den das Regime in Teheran tatsächlich verfügt. Eine Sperrung könnte zu spürbaren wirtschaftlichen Verwerfungen führen – etwa in Form steigender Energiepreise. Militärisch ist der Iran auf eine Blockade vorbereitet.
2. Wie ist die aktuelle Lage? – Die Phase „Grau“
Der Iran hat öffentlich wiederholt mit einer Sperre der Straße von Hormuz gedroht. Das iranische Parlament hat dieser Maßnahme bereits zugestimmt. Die endgültige Entscheidung obliegt dem Nationalen Sicherheitsrat – einem Gremium der obersten politischen Führung.
Schon allein diese Ankündigungen entfalten Wirkung – sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Ihre Wirkung erzielen sie insbesondere über den Informationsraum. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf gezielte Maßnahmen im elektromagnetischen Spektrum, wie etwa Störungen des Funkverkehrs oder von GPS-Signalen, die zur allgemeinen Verunsicherung beitragen.
Diese Phase kann durch deeskalierende Signale abgeschwächt oder durch eskalierende Signale weiter verschärft werden.
Mögliche Gegenmaßnahmen:
- Politischer Druck – insbesondere durch Staaten mit hohem Abhängigkeitsgrad
- Verstärkte militärische Präsenz im Seegebiet
- Strategische Kommunikationsmaßnahmen zur Stabilisierung des Informationsraums
3. Welche weiteren Eskalationsstufen sind denkbar?
Phase Gelb – Mäßige Eskalation, hohe Wahrscheinlichkeit
Im Informationsraum wird auf einen politischen Sperrbeschluss verwiesen. Maßnahmen zur elektromagnetischen Störung des Schiffsverkehrs nehmen deutlich zu. Die iranische Marine intensiviert ihre Patrouillentätigkeit. Es mehren sich Hinweise auf eine Verstärkung iranischer Stützpunkte sowohl auf Inseln als auch am Festland. Auch im Luftraum ist eine erhöhte Aktivität – insbesondere durch Drohnen – festzustellen.
Mögliche Gegenmaßnahmen:
- Fortführung der in Phase Grau genannten Schritte
- Massive Aufklärungspräsenz (U-Boote, Seefernaufklärungsflugzeuge)
- Aufbau eines glaubwürdigen Abschreckungsdispositivs – insbesondere durch maritime Kräfte (z. B. Flugzeugträgergruppen)
- Beginn von Geleitschutzmaßnahmen für Handelsschiffe durch Kriegsschiffe
Phase Rot – Hohe Eskalation, mittlere Wahrscheinlichkeit
Alle Maßnahmen aus Phase Gelb werden mit erhöhter Intensität fortgeführt. Es kommt zu willkürlichen Anhaltungen von Schiffen und zu gravierenden Störungen des Seeverkehrs. Dabei kommen Schnellboote, Drohnen und elektronische Kampfführung zum Einsatz – mit der Folge eines maritimen Verkehrschaos. Schiffe und Flugzeuge anderer Nationen werden verwarnt oder zurückgedrängt. Erste militärische Zwischenfälle sowie das Legen einzelner Seeminen sind möglich.
Mögliche Gegenmaßnahmen:
- Verstärkte Umsetzung der Maßnahmen aus Phase Gelb
- Lückenlose militärische Begleitung von Handelsschiffen
- Beginn der Verwehrung von See- und Lufträumen für iranische Kräfte
Phase Schwarz – Maximale Eskalation, geringe Wahrscheinlichkeit
Die Schifffahrtsrinne wird großflächig vermint. Iranische Spezialkräfte entern Handelsschiffe. Kriegsschiffe und Flugzeuge anderer Nationen, die sich der Meerenge nähern, werden mit Lenkwaffen angegriffen. Der gesamte Schiffsverkehr kommt zum Erliegen.
Zur Durchsetzung dieses Szenarios müsste der Iran nicht nur die Küstenregion und die Meerenge kontrollieren, sondern auch den Luftraum darüber. Dies erscheint angesichts zweier US-Flugzeugträgergruppen in der Region eher unwahrscheinlich.
Gleichwohl haben die jemenitischen Huthi im Roten Meer und Golf von Aden bewiesen, dass trotz massiver US-Interventionen nachhaltige Störungen des Schiffsverkehrs möglich sind.
Mögliche Gegenmaßnahmen:
- Vollständige Verwehrung des See-, Luft- und Landraums für iranische Kräfte
- Zerstörung relevanter iranischer Kapazitäten
- Nachfolgend: äußerst komplexe und gefährliche Minenräumoperationen
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